Aus Honthorpe wurde später Handrup

Die Siedlungsgeschichte der Bauernschaft Handrup

Den ältesten Namen dieser Bauernschaft nennt uns eine Urkunde des Edelherrn von Ahaus aus dem Jahr 1269, in welcher er den zum Salhof Lengerke gehörigen Hof Bernhards in Honthorpe dem Kloster Gravenhorst verpfändet. Honthorpe ist als Höhendorf zu deuten, ebenso wie die Bauernschaft Höne vor Fürstenau. Die Bauernschaft Handrup reicht aber in viel frühere Zeit hinauf. Sie hat bereits um 100 v. Chr. bestanden, wie das die Ausgrabung des umfangreichen Urnenfriedhofs am neuen Graben bewiesen hat.

Zum ältesten Teil der Bauerschaft gehören die Vollerben, welche neben einander an der Westseite des Handruper Esches liegen. Es sind das: Overmann, auch Oermann genannt, jetzt Giese; Dagger, Greve, Buerke, Kuiter, Steir (Steren), Voß, Nögel-Werneke, Hesemann, gehen größtenteils auf altdeutsche Wortstämme zurück.

Overmann ist der, welcher am meisten nach oben hin wohnt; Dagger wird aus Dagher gebildet sein; Greve bezeichnet einen weltlichen Beamten; Buerke = kleiner Bauer, es ist der kleinste Hof unter den alten Erben; Kuiter wirkte zugleich als Hausschlachter; Steren hielt einen Widder (Ster mhd. = Widder); Voß, der Name kann vom roten Haar stammen, Nögel ?, Wernike ist Vorname; Hesemann der auf der Hees, im Buschwald wohnt; es wird der 1269 genannte Bernhard in Honthorpe sein; Kulke von kullas = Hügel, der am kleinen Hügel liegt (bronzezeitliches Hügelgrab). Von diesem Hügel am Mickelesch hat der Außenteil Hundehövel seinen Namen erhalten.

Dass diese 10 Vollerben Ursiedlungen sind, ergibt sich aus ihrer Lage an Eschen. Sie sind als Vollerben in der Beschrivinge des Amts und der Grafschaft Lingen vom Jahre 1550 aufgeführt. Diese gibt auch die Eigengehörigkeit an. Dem Landesherrn waren eigen: Overmann, Steir und Kuiter, während Voß und Nögel der Kirche zu Lengerich, Dagger und Greve Engelbert van Scheiven und vorher den von Langen gehörte. Kulke stand im Lehen von Ledebours, der es vom Herrn zu Lingen empfangen hatte; Hesemann gehörte ins Abtgut des Klosters Werden zu Lengerich. Frei war 1550 allein das Erbe Friemann, welches sich zwischen Overmann und Greve befand, und den Altsiedlern zuzurechnen ist. Schon 1614 ist ein beträchtlicher Teil desselben an Bowe versetzt. Es besteht nicht mehr, während die anderen alten Erben sich bis heute gehalten haben. Der Sterenhof ist mit dem Kuiters durch Heirat vereinigt.

In der an den Esch sich anschließenden Mark sind ungefähr seit dem Jahre 1000 nur 2 Neusiedlungen angelegt worden, welche die Beschrivinge als Kaeten = Halberben bezeichnet, die dem Landesherrn eigen sind; Foppe zum Preckell und Penninck. Preckell in Handorpe erwähnt schon eine Urkunde 1332. Das „zum“ erweist Prekel als eine Ortsbezeichnung. Der Name ist verschwunden. Möglicherweise ist das Halberbe Tieke gemeint. Penninck deutet auf die Kleinheit der ersten Ansiedlung hin. Wie aus dem Halberbe Penninck die 3 Penninghöfe entstanden sind, berichtet ein Zusatz der Beschrivinge vom Jahre 1575. Der alte Penninck Hinrich hat seinen Sohen Tale die Hälfte seiner Ländereien übergeben, auf diesen Grund geht ein Teil der Abgaben über. Aber auch der andere Sohn Hinrich hat bestimmte Ländereien erhalten, von welchen er 6 Scheffel Wittkorn zu geben hat. In der nachfolgenden Zeit zahlen die 3 Höfe viel Zuschlagsgeld; sie haben sich aus der Mark vergrößert.

Um 1300 beginnt die Ansetzung von Brinksitzern, die in Handrup sich zunächst an dem hinter den Althöfen her führendem Weg, der jetzigen Dorfstraße, anbauten; und zwar der Art, dass an der dem Esch zugewendeten Seite die Wohnungen gesetzt wurden, während auf der gegenüberliegenden Seite die Nebengebäude ihren Platz fanden. Diese Siedlungsart ist in Handrup in ausgedehntem Maß erfolgt. Die Beschrivinge gibt für 1550 24 Brinksitzer an, unter welchen sich einige in Hestrup befinden können. Von diesen Brinksitzern werden diejenigen herausgestellt, die noch bestehen und meistens ¼ Erben geworden sind; 1. Bariken Hermen, vielleicht vom Hofe Bar stammend, Barke, ½ Erbe; 2. Joh. Holting, dem Namen nach früher im Holz gelegen zwischen Oermann und Niebuhr, jetzt beim Kloster. 3. Kuiter-Lampe, vermutlich Kuiter-Luks an der Kleinbahn (lux = Licht). 4. Berent up der Landwehr, an der alten Landwehr am Mühlenbach, erst 1550 angesetzt. 5. Joh. Niebuir. 6. Kluis Joh., wohnt in der Nähe einer Kluse, verkauft an Wübbels. 7. Koopmann Berent. 8. Wolter, jetzt Wirtschaft Els. 9. Schoun Hinr., nun Tripphaus. 10. Decker (Strohdachdecker), 1931 abgebrannt und verzogen. 11. Arndes (Arnd = Arnhold). 12. Feld = Feldker, wohnte im Felde. 13. Preickell Hinr. zwischen Hesemann und Kulke.

Das ist nur die gute Hälfte der Brinksitzer von 1550. Unter den übrigen werden sich solche befinden, welche nun als Neubauern in der Mark bezeichnet werden; nur dass sie jetzt einen anderen Namen führen. Als Neusiedler in der Mark finden sich am neuen Graben Schomaker, Chors, Feje = Salwolke, letzterer stammt vom Sallerhof; im Hundehövel Koop, der 1869 aus dem Dorf Lengerich hierher zog und Lampenschulte=Wessels. Am Stapenberg Müller Tieke, - die Mühle wurde 1817 von Lohne bei Lengerich hierher versetzt -, Voskors und Manemann. An die Brinksitzerstelle Swenke erinnert noch der Name einer Wiese und an den 1614 genannten Bowe eine Scheune bei der Schule.

So liefert die Bauernschaft Handrup ein deutlichen Beispiel für den Gang der Siedelungsgeschichte: Es folgen auf einander Vollerben, Halberben, Brinksitzer und Neubauern.                  M.


Quelle:
Neue Volksblätter vom 31. Januar 1943


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück