1100-Jahr-Feier in Handrup

Gemeinde im Jahr 890 zum ersten Mal erwähnt

Als erste Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Lengerich feiert Handrup am Samstag, 14. Juli 1990, sein 1100jähriges Bestehen.

Aus diesem Anlaß wird der Festtag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst auf dem Gelände der Grundschule beginnen. Alsdann werden Schule, Kindergarten und Vereine den ganzen Tag mit einem Programm für jung und alt gestalten. Das Turnerblasorchester des VfL Handrup wird für Musik und gute Laune sorgen. Die heimische Küche kann an diesem Tag kalt bleiben, denn für ein zünftiges und reichhaltiges Mittagessen wird vor Ort gesorgt.

Beachtenswert ist auch die Ausstellung des Handruper Bürgers Josef Schmidt in der Grundschule Handrup. Hier werden am Festtag vielfältige Gegenstände aus alter Zeit manche nostalgische Erinnerung wecken.

Die Gemeinde Handrup beteiligt sich auch an einer großen zentralen Veranstaltung mit allen Jubiläumsgemeinden des Kirchspiels Lengerich, die am Freitag, 31. August 1990, in Wettrup geplant ist. Nach einem Festakt mit Vortrag und Folkloredarbietungen wird der Große Zapfenstreich, u. a. unter Mitwirkung des Turnerblasorchesters des VfL Handrup und der Feuerwehren der Samtgemeinde, dargeboten.

Der folgende kurze Blick in die Chronik der Gemeinde läßt einige wenige Entwicklungen des Ortes erkennbar werden. Grundlage sind Forschungsergebnisse des Pastors Hermann Meier und die seit 1889 ziemlich regelmäßig geführte Chronik der Handruper Schule.


Anfänge

Zum ersten Mal erscheint das Dorf, allerdings unter dem Namen Hestrup, in einer Urkunde aus dem Jahr 890, die im Kloster Werden bei Essen/Ruhr entstanden ist. Dieses Kloster hatte gleich nach der Christianisierung überall Besitz bekommen.

Das Kloster bildete nun in den einzelnen Gegenden Oberhöfe. Für das Gebiet um Handrup war er in Schapen, damals Scapaham genannt. Auf dem Oberhof war ein Verwalter, dem gewisse Befugnisse über die anderen Höfe und Vorrechte zustanden und bei dem auch die festgesetzten Abgaben erledigt werden mußten.

Die Urkunde von 890 ist ein sog. Heberegister. Ein älteres stammt aus dem Jahr 838 und soll sich in Leiden befinden. Das jüngere Heberegister kam mit anderen Akten des Klosters Werden in das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.


Die Schule in Handrup

Die älteste noch auffindbare Schulchronik der Handruper Schule beginnt mit dem Jahr 1887. Der derzeitige erste Lehrer der Schule berichtet über den Anfang der Schulgemeinde folgendes: "Die Schulgemeinde Handrup ist gebildet aus den Ortschaften Handrup und Hestrup, gehört zum Kirchspiel Längerich/i. A. und bildet einen Flächeninhalt von 2175 Hektar, 19 Ar und sechs Quadratmetern. Die Entfernung der weit entlegensten Eingesessenen beträgt etwa drei Kilometer. Die Seelenzahl der zur Schulgemeinde gehörenden Einwohner beträgt 666 nach der neuesten Zählung, die sich auf 14 Vollkolonate, zwei Halb- und 21 Viertel- und zwölf Achtelkolonate, sieben Neubauer- und drei Eignerstellen und 65 Heuerleute-Wohnungen verteilen."

Das jetzige Schulhaus ist im Jahr 1818 erbaut worden. Eine Lehrerwohnung war anfangs nicht da, weil die Lehrpersonen teils in einem gemieteten Heuerhaus wohnten, sich bei einem Kolonen eingemietet hatten. Im Jahr 1863 baute jedoch die Schulgemeinde eine Lehrerwohnung.

Die aus einem Raum bestehende Schule wurde wegen der steigenden Schülerzahlen im Jahr 1909 um den Anbau eines weiteren Raumes erweitert. Über die Einweihung am 22. August 1909 schreibt der Chronist:

"Nach beendeter Christenlehre bei Kolon Oermann begab sich die Gemeinde in Prozession nach der schön geschmückten Schule. Hier hielt der Herr Pfarrer zunächst eine Ansprache an die Gemeinde. Darauf wurde die Weihe der Schule vorgenommen; sodann die Weihe des Turmes und der Glocke."


Das Handruper Kloster

Eine interessante. Information enthält die Chronik des Jahres 1920: "Durch den Handel haben die Landwirte viel Geld erworben. Das beweist der Umstand, daß Versammlungen abgehalten werden, in denen endgültig bechlossen wurde, eine Kirche zu bauen. Eine Kommission machte einen Rundgang durch die Gemeinde, und es wurden ungefähr 90000 Mark gezeichnet Doch das Projekt kam nicht zur Ausführung. Ein anderes trat in den Vordergrund, nämlich der Bau eines Klosters mit einer Kirche für die Gemeinde seitens der Gesellschaft vom Göttlichen Herzen Jesu. Ob dieses zur Ausführung gelangt, wird das Jahr 1921 entscheiden."

In der Tat zum Jahr 1921 steht geschrieben "Ein freudiges Ereignis versammelte am Sonntag, dem 19. Juni, die Bewohner unseres Ortes; galt es doch, die Grundsteinlegung eines neuen Klosters zu feiern. Schon seit Wochen hatten die Handruper diesen Tag mit großer Sehnsucht erwartet. Fleißige Hände regten sich, den Festtag recht feierlich und eindrucksvoll zu gestalten. Schöne Kränze wurden gewunden, herrliche Triumphbögen errichtet, der etwa zehn Minuten lange Weg von der Schule bis zum Bauplatze mit Birkensträuchern geziert."

Im Jahr 1923 wurde in einer feierlichen Zeremonie durch den Bischof von Osnabrück die Missionsschule in Handrup eingeweiht und eröffnet.


Die Kriegsjahre

Zu den schrecklichen Folgen Krieges, die auch vor Handrup nicht haltgemacht haben, schreibt der damalige Lehrer der Volksschule, Herr Zimmer, in der Schulchronik: "Schwer wurde während des mörderischen Krieges auch das Los der Gemeinde Handrup selbst. Die Opfer an Gut und Blut brachten diese an den Rand der Verzweiflung. 150 Männer, d. i. reichlich der 5te Teil der Gesamtbevölkerung, waren im Laufe des Krieges zum Waffendienst befohlen, 36 fielen auf den verschiedenen Schlachtfeldern der kriegstreibenden Clique zum Opfer, 27 Männer Handrups sind noch vermißt."


Handrup heute

Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man feststellt, daß sich das Gesicht des Dorfes und seiner Landschaft in keinem Abschnitt seiner nunmehr 1100-jährigen Geschichte so sehr gewandelt hat wie in den letzten 30 Jahren. Seit etwa 1960 hat sich im Zusammenhang mit der Flurbereinigung, der Anlage zweier großer Baugebiete, der Erneuerung des Dorfkerns mit dem Neubau des Kindergartens, dem Umbau und der Erweiterung der Grundschule, der Neuanlage des Schulhofes mit großzügigen Grünflächen sowie der enormen Entwicklung des Gymnasiums Leoninum eine Umgestaltung des Ortes ergeben, die auch Handrup den Charakter eines Ortes mit Wohnqualität verleiht.


Quelle: s.u.

Markantes Sinnbild für die Jubiläumsgemeinde Handrup:
das Gymnasium Leoninum mit Kirche und Kloster


Quelle:
Lingener Tagespost vom 13. Juli 1990


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück