Bei den Älteren wurden Jugenderinnerungen geweckt
Auftakt zum 1100jährigen Dorfjubiläum in Handrup
Handrup (ab). - Als Auftakt zum 1100-jährigen Dorfjubiläum fand in Handrup ein Familientag statt, der einen kleinen Vorgeschmack auf die Hauptfeier am 31. August, wenn alle Jubiläumsgemeinden des Kirchspiels Lengerich in Wettrup ein gemeinsames Fest feiern, geben sollte.
Aufgrund des vielfältigen Angebots und der guten Organisation wurde der Tag zu einem Erlebnis für alle. In einem "Dorfkino" wurden alte Filme, unter anderem vom Dorffest von vor sechs Jahren, vorgeführt. Die Landjugend veranstaltete Spiele mit den Jüngeren, während sich die anderen Besucher mit "Guter-Laune-Musik" vom Turnblasorchester des VfL Handrup unterhalten ließen. Außerdem sorgten die gastfreundlichen Handruper für ein kostenloses Mittagsmahl und für Kaffee und Kuchen.
Ein Bürger der Gemeinde, Josef Schmidt, hatte eine Ausstellung in der Schule aufgebaut, wo er neben altertümlichen landwirtschaftlichen Geräten andere Dinge wie Steine, militärische Ausrüstungsgegenstände, Munition und vieles andere zeigte und auch für Erklärungen zur Verfügung stand. Das "Josef-Schmidt Museum" stieß auf großes Interesse. Vor allem bei älteren Menschen wurden durch Geräte, die in der eigenen Jugend noch täglich benutzt wurden, Erinnerungen geweckt.
Der Tag wurde durch ein Hochamt, bei dem die Kinder der Gemeinde selbstgemalte Plakate zum Altar trugen auf dem Gelände der Grundschule bei strahlendem Sonnenschein eingeleitet.
Gern erinnere sich der Mensch an die Vergangenheit oder mache Pläne für die Zukunft, meinte Pfarrer Lemper in seiner Predigt, für die er aus dem Markus-Evangelium die Geschichte ausgewählt hatte, in der Jesus den Wind und den See, über den er mit einigen Jüngern fuhr, besänftigte.
Im Gedenken an das neunte Jahrhundert fragte er: "Wie war das damals? Auf welche Weise versuchten die Handruper, der im Laufe der Zeit auftretenden Schwierigkeiten Herr zu werden?" Den Willen zum Leben werden sie mit den Jüngern und Jesus gemeinsam gehabt haben. Jene glaubten, daß ihnen mit dem Herrn ein gutes, sinnvolles Leben und Zukunft sicher sei. So ähnlich, meinte der Pfarrer, müßten auch die ersten Siedler bei ihrer Suche nach einem günstigen Lebensraum gedacht haben. Brachte bei den Jüngern ein Wirbelsturm ihre Pläne ins Wanken, wurde dasselbe in Handrup durch Kriegsgeschehen, drückenden Abgaben, Unfrieden untereinander oder Naturkatastrophen ausgelöst. Hatten sich die Apostel in der Not hoffnungsvoll mit der Frage: "Kümmert es dich nicht, daß wir zugrunde gehen?" an den Herrn gewandt, so hatten auch die Vorfahren der Handruper Hoffnung auf Gottes Hilfe gehabt. Als ein noch sichtbares Zeichen dieser Glaubenstreue bezeichnete der Geistliche das "Steinerne Kreuz" im Lengericher Bruch, wo in schweren Zeiten das Gespräch mit Gott gesucht wurde. Bis in unsere Zeit wirke die am Schluß der Geschichte von Jesus gestellte Frage: "Warum habt ihr solche Angst, habt ihr keinen Glauben?" Damit habe er den Weg in die Gelassenheit und das Vertrauen auf Gott gezeigt.
Im Anschluß an die Predigt stellten junge Mädchen und Frauen die sieben Bitten des "Vater unser" in einem liturgischen Tanz dar. Zum darauffolgenden unterhaltenden Teil des Familientages lud Bürgermeister Clemens Hesemann alle Handruper, Gäste, Freunde, Kollegen, Verwandte, Bekannte und ehemalige Handruper aus aller Welt ein. Dem Ehrenbürger Anton Triphaus, der über 30 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde geleitet hatte rief er einen besonderen Willkommensgruß zu und bedauerte, daß die Gesundheit Ehrenbürger und Pfarrer i. R. August Stehmann seine Teilnahme nicht zuließ.
Auf grosses Interesse stieß die Ausstellung, die von Josef Schmidt (rechts) zusammengetragen und in der Handruper Schule in mehreren Räumen aufgebaut wurde
Zum Dorffamilienfest lud Handrups Bürgermeister Clemens Hesemann alle Handruper und "Ehemalige" ein.
Quelle:
Lingener Tagespost vom 18. Juli 1990
|