Anfänge
Zum ersten Male erscheint unser Dorf, allerdings unter dem Namen Hestrup, in einer Urkunde aus dem Jahre 890. Diese Urkunde wird für viele Dörfer, Bauernschaften, Ortsteile oder Höfe die früheste schriftliche Aufzeichnung sein. Entstanden ist sie im Kloster Werden bei Essen/Ruhr. Dieses Kloster, wie auch das Kloster Corvey und andere mehr, hatte gleich nach der Christianisierung überall Besitz bekommen. Die noch vorhandenen Unterlagen, Akten und Urkunden erstrecken sich über ein Gebiet von Flandern bis Helmstedt, von Friesland bis Köln. So kamen auch Höfe unserer Gegend in den Besitz des Klosters Werden, von dem hier die Rede ist.
Es gab unterschiedliche Gründe für solche Schenkungen. Es mögen einmal religiöse Motive gewesen sein, sicher war es aber häufig der Wunsch, von der Pflicht und Last des Kriegsdienstes freizuwerden. Denn nur der Freie und Besitzer war verpflichtet, für die Rüstung zu sorgen und an den Kriegszügen teilzunehmen. War der Hof also an das Kloster verschenkt, so hatte dieses dafür einzutreten und zu sorgen. Der Pächter hatte nur eine Heeressteuer zu zahlen. Der sog. Heeresschilling, die Abgabe für den Heerbann, war aber sehr gering.
Das Kloster bildete nun in den einzelnen Gegenden Oberhöfe. Für unser Gebiet war er in Schapen, damals Scapaham genannt. Auf dem Oberhof war ein Verwalter, dem gewisse Befugnisse über die anderen Höfe und Vorrechte zustanden und bei dem auch die festgesetzten Abgaben erledigt werden mußten. Dort meldete sich auch wohl in der Regel zuerst der Bote des Abtes, ein Mönch. Er begann von hier aus seine Rundreise zu den einzelnen Höfen, um sie zu kontrollieren, nach dem Rechten zu sehen und auch, um Verbesserungsvorschläge zu machen. So brachte die Verbundenheit mit den Klöstern unseren Vorfahren auch erheblichen kulturellen Fortschritt.
Damit nun ein Mönch sich in der Gegend zurechtfand, waren Listen der abgabepflichtigen Höfe angelegt worden. Anhand der Ortsnamen konnte nun die Rundreise stattfinden. Vermerkt war zusätzlich auch, was der Hof zu geben hatte, manchmal, wer ihn geschenkt hatte, und andere Angaben.
Die Urkunde von 890 ist also ein sog. Heberegister. Ein älteres stammt aus dem Jahre 836 und soll sich in Leiden befinden. Das jüngere Heberegister kam mit anderen Akten des Klosters Werden in das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Es wird um 890 entstanden sein, denn es findet sich im Heberegister an mehreren Stellen der Vermerk, daß die Orte zerstört waren. Das wird wahrscheinlich durch die Normannen geschehen sein. Diese Einfälle fanden 884 bis 885 statt. Um 892 hatten sie sich dauernd beruhigt. Dazwischen muß also die Abfassung des hier genannten Heberegisters liegen.
Quelle:
1100 Jahre Gemeinde Handrup, Gemeinde Handrup, Handrup 1990, S. 7-9
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