Die Blutegel gaben Echelsloot
den Namen

Jetzt als Landschaftsschutzgebiet hergerichtet

Handrup (mt). - "Flurbereinigung ist Landschaftszerstörung ungeheuren Ausmaßes", lautete die Kritik an vielen Orten, wenn Raupen und Bagger klelnflächige Landschaften zu unermeßlichen Ebenen zusammenschoben, die nur durch das Bild großer Haufen geprägt sind, in denen das vermodert, was von der alten Landschaft übriggeblieben ist: Stubben und wertloses Holz. Eine Tendenzwende trat vor etwa drei Jahren durch die Novellierung des Flurbereinigungsgesetzes ein. Nun sind die ersten Früchte dieser neuen Art der Flurbereinigung zu sehen: In Handrup wurde inmitten des dortigen Flurberei.. nigungsgebietes der Echelsloot, Ein Teich, der seit Jahren immer mehr versandete und zuwuchs, mitsamt der umliegenden Fläche zu einem Landschaftsschutzgebiet hergerichtet Am Freitag konnten die notwendigen Maßnahmen mit einer Besichtigung abgeschlossen werden.

Der Echelsloot in Handrup besteht aus einem Ringgraben mit einer Insel im Bereich eines ehemals natürlichen Teichs, der nur durch das Grundwasser gespeist wird. Seinen Namen hat er durch die vielen Blutegel (Plattdeutsch: Echel) bekommen, die sich in dem Wasser tummelten. Schilf, Moos und Seerosen gaben dem Teich sein Bild. Die akustische Kulisse lieferten Legionen von Fröschen, die dort an warmen Sommerabenden ihr Konzert anstimmten.

In den letzten Jahrzehnten war der Teich immer mehr zugewachsen und drohte völlig auszutrocknen. Mehrere seltene Pflanzenarten, die sich in seiner Nähe angesiedelt hatten, darunter auch das Knabenkraut, eine geschützte heimische Orchidee, wären mit dem Teich verschwunden.

Verschwunden, wenn nicht die Gemeinde Handrup dafür gesorgt hätte, daß dieser Lebensraum auch innerhalb der Flurbereinigung erhalten bleiben kann. Nachdem vor einigen Jahren bereits der ehemalige Bürgermeister Triphaus dafür gesorgt hatte, daß der Teich wieder vertieft wird, faßte nun der Gemeinderat den Beschluß, "ganze Sache" zu machen. Ermöglicht wurde die Wiederherstellung des Landschaftsschutzgebietes allerdings erst durch einen Zuschuß des Amtes für Agrarstruktur aus den Mitteln für Landschaftspflege im Flurbereinigungsgebiet. Die Pläne wurden von der Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland gemeinsam mit dem Planungsbüro Freese, Lingen, erstellt.

Der Teich wurde, um verschiedenen Pflanzen ideale Wuchsmöglichkeiten zu geben, unterschiedlich tief ausgebaggert. An den tieferen Stellen soll sich das Froschkraut und die Flutende Simse ansiedeln. In der Flachwasserzone kann das Schilf wachsen. Auch für Seerosen wurden wieder die notwendigen Wuchsbedingungen geschaffen. Auf der kleinen Insel inmitten des Teiches können ungestört die Vögel nisten. Ein Rundweg lädt die Fußgänger ein, sich hier zu erholen. Am Rande des Landschaftsschutzgebietes wurde mit dem Aushub ein neun Meter hoher Hügel aufgeschoben, der im Winter sicherlich einmal als wunderbare Rodelbahn dienen wird. Nun sind die Arbeiten am Echelsloot, die insgesamt etwa 70000 DM gekostet haben, durch Eigenleistungen jedoch verbilligt werden konnten, weitestgehend abgeschlossen. Lediglich die Bepflanzung der Uferzonen fehlt noch. Die wollen die örtlichen Jäger im Frühling durchführen.

Um den Abschluß dieser ersten landschaftspflegerischen Maßnahme, die im Altkreis Lingen im Rahmen einer Flurbereinigung durch geführt wurde, gebührend zu feiern, fanden sich am Freitag der Handruper Gemeinderat, der Kreisbaurat Nick sowie Leitender Regierungsdirektor Hilleke vom Amt für Agrarstruktur bei strömendem Regen am Echelsloot ein. Bürgermeister Hesemann freute sich, daß es gelungen ist, dieses schöne Stück Natur für die Nachwelt wiederherzurichten. Auch Regierungsdirektor Hilleke betonte die Bedeutung dieser Maßnahme. Flurbereinigung diene dazu, die Landschaft insgesamt für die Menschen, die in ihr leben, besser zu gestalten. Hierfür sei der Handruper Echelsloot nun ein markantes Beispiel.


Quelle:
Lingener Tagespost vom 2. Januar 1979


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück