Junger Mann hofft auf
Knochenmarktransplantation

Blutentnahmetermin am Sonntag im Gymnasium in Handrup

Handrup/Wettrup. -Noch gut in Erinnerung ist der erste Blutentnahmetermin im Emsland Anfang März in Lingen, der zur Erweiterung des deutschen Knochenmarkregisters diente. Wie berichtet, wurden die Erwartungen seinerzeit mit 3023 Freiwilligen weit übertroffen. Am Sonntag, 10. Mai; wird von 11 bis 17 Uhr im Gymnasium Leoninum in Handrup erneut ein Blutabnahmetermin durchgeführt. Vielen Menschen, die an Blutkrebs (Leukämie) leiden, kann nur durch eine Knochenmarktranspantation geholfen werden.

Da die sogenannten HLA Gewebemerkmale zwischen Spender und Empfänger nahezu identisch sein müssen, muß eine große Datei von potentiellen Spendern angelegt werden, deren HLA Gewebemerkmale nach einer Blutentnahme untersucht werden. Dafür werden lediglich zehn Milliliter Blut benötigt, das ist weniger als bei der Blutentnahme durch den Hausarzt. Daß der neue Termin ausgerechnet in Handrup durchgeführt wird, kommt nicht von ungefähr. Im nahegelegenen Wettrup ist nämlich ein junger Mann an Blutkrebs erkrankt. Die Organisatoren aus Wettrup und Handrup wollen mit dem Termin einen Beitrag leisten, daß sich die Chancen des jungen Mannes, das lehensrettende Knochenmark eines gesunden Menschen zu erhalten, verbessern. In der Familie des jungen Mannes hatte sich leider kein geeigneter Spender gefunden.

In einer Gemeindeversammlung in Wettrup waren sich alle einig, möglichst schnell einen Blutentnahmetermin durchzuführen.

Solidarisch erklärte sich auch der Handruper Gemeinderat. Unterstützt werden die Organisatoren aus Handrup und Wettrup vom Verein krebskranker Kinder e. V. in Düsseldorf sowie vom MHD in Lingen, der den Termin Anfang März durchgeführt hatte.

Was passiert nun beim Blutentnahmetermin? Die Bürger brauchen nur eine Anmeldung ausfüllen und dann 10 Milliliter Blut "spenden"- mehr nicht. Das gesammelte Blut geht noch am selben Abend nach Düsseldorf, wo es auf über 50 verschiedene Gewebemerkmale hin untersucht wird.

Falls sich dann die untersuchten Daten eines Spenders mit den Daten eines Kranken annähernd gleichen; wird der Gesunde um eine zweite Blutentnahme gebeten. Bevor Knochenmark während eines Krankenhausaufenthalts entnommen wird, wird das Blut des Spenders ein drittes Mal untersucht. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt kann ein potentieller Spender noch nein sagen. Das einzige Risiko für einen Spender besteht in der Betäubung, denn das Knochenmark wird unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm entnommen. Erfahrungsgemäß ist dies Risiko für einen gesunden Menschen aber relativ gering.

Knochenmark darf nicht mit Rückenmark verwechselt werden. Nach der Knochenmarkspende bildet der Körper des Gesunden in wenigen Tagen das Knochenmark neu. Kosten entstehen für den Spender nicht, da sie von der Versicherung des Kranken getragen werden. Beim leukämiekranken Menschen vermehren sich die sogenannten Stammzellen des transplantierten

Knochenmarks durch Zellteilung und können auf diese Weise eine dauerhafte Gesundung einleiten.

An dieser Aktion können alle gesunden Menschen bis etwa 60 Jahre teilnehmen. Jugendliche unter 18 Jahre benötigen eine Einverständniserklärung der Eltern. Für Kleinkinder ist ein Kinderhort eingerichtet. Fragen können vor der Blutentnahme mit allen zur Verfügung stehenden Personen besprochen werden.


Quelle:
Lingener Tagespost vom 4. Mai 1992


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück