Pater Klaus Ziemes
* 01.05.1945 in Schwelm / Westf.
+ 27.02.1991 in Thuine
Pater Klaus Ziemes +
Handrup. - Im Alter von 45 Jahren ist Pater Klaus Ziemes nach viermonatiger schwerer Krankheit gestorben. In ihm verliert das Gymnasium Leoninum seinen Schulseelsorger. Diese Aufgabe hat Pater Ziemes seit 1983 wahrgenommen.
Für seinen Dienst brachte er natürliche Voraussetzungen mit, die ihm ein segensreiches Wirken unter den jungen Menschen ermöglichten. Unvergessen werden die "Begegnungstage" bleiben, die er zu Beginn jeden Schuljahres mit den Familien der neu aufgenommenen" Schülerinnen und Schüler" durchführte. In lockerer Runde bei einer Kaffeetafel und anschließenden Spielen zwischen Lehrern, Eltern und Schülern schuf er die notwendige Atmosphäre, die in den folgenden Gesprächsrunden zwischen Eltern und Lehrern ernste Probleme wie Schulangst der Kinder und die Erwartungen der Eltern an die Schule und der Schule an die Eltern angehen konnten.
Ausgezeichnet durch eine Frohnatur und seinen rheinischen Humor fand er auch in schwierigen Situationen Zugang zu den ihm anvertrauten jungen Menschen, die zu ihm Vertrauen hatten und den Weg zu ihn fanden, wenn sie sich anderen nicht mehr zu offenbaren wußten. Sie fanden in Pater Ziemes einen Freund und Helfer, dessen ermutigendes Wort auch dann schon Hilfe sein konnte, wenn eine wirkliche Lösung der anstehenden Fragen noch nicht in Sichtweite lag. Weil echter Humor im Grunde immer mit einem tiefen Ernst gepaart ist, konnte Pater Ziemes auf seine Weise eine Atmosphäre schaffen, die den Einstieg für Problemlösungen legen konnte.
Pater Ziemes stand für seine Schüler zu jeder Zeit zur Verfügung, während der Schulzeit, am Nachmittag oder bis in den späten Abend hinein. Was er seinen Schülern bedeutet hat läßt sich nur schwer beschreiben: Die ganze Hochschätzung ist in den Tagen seiner Krankheit in besonderer Weise deutlich geworden. Die Schülerinnen und Schüler haben in Betroffenheit Anteil an seinem Leiden genommen. Was die Schüler empfunden haben, zeigte sich in spontanen Reaktionen: In der von Pater Ziemes eingerichteten "Oase zur Fastenzeit" - die letzte Einrichtung, die er als Schulseelsorger für die Schüler schuf - hefteten sie ihre Genesungswünsche und Dankesworte an eine Pinnwand.
Es scheint, daß die Schülerinnen und Schüler mitempfunden haben, was in Pater Ziemes vorgegangen sein mag, als er die Marterwerkzeuge der Passionsgeschichte ausstellte, aber gleichzeitig dort einen Springbrunnen sprudeln ließ als Zeichen für das Leben, das durch die Passion nicht besiegt werden kann. Als die Nachricht von seinem Tod sich verbreitete und tiefe Betroffenheit auslöste, legten Schülerinnen und Schüler spontan vor seiner Wohnung Briefe nieder, um ihm ein letztes "Dankeschön" zu sagen.
Im Lehrerkollegium war Pater Ziemes nicht nur ein Anwalt der Schüler. Auch für die Kolleginnen und Kollegen fand er zur passenden Zeit das rechte Wort. Für Paragraphenreiterei war er nicht zu haben. Seine heitere Kunst der Vermittlung hat verkrampften Situationen zur Entspannung beigetragen. Pater Ziemes Tätigkeit hat sich nie auf die schulische Arbeit allein beschränkt. Seine nebenamtliche Tätigkeit bei - der Bundeswehr kann hier - nur erwähnt werden. Die häufigen Besuche von Soldaten im Kloster lassen schließen, daß sie in Pater Ziemes einen Freund und Seelsorger hatten. Die Tätigkeit von Pater Klaus Ziemes als Religionslehrer und Schulseelsorger bestätigt die These, daß Beziehungen zu Menschen aufgebaut werden können, die weit über die Schulzeit hinausreichen. Viele ehemalige -Schülerinnen und Schüler hat er getraut und deren Kinder getauft.
Den Mitbrüdern im Herz-Jesu-Kloster wird Pater Ziemes fehlen Er hat sich in dieKommunität voll eingebracht, nicht nur mit seiner Heiterkeit und seinem Humor. Er war ein ernsthafter Gesprächspartner. Die Situation der Kirche in der heutigen Gesellschaft beobachtete er aufmerksam, und sie war ihm ein Ansporn zu noch größerem Einsatz. Sein Optimismus und sein unkomplizierter Glaube an Gottes Wirken auch in der heutigen Zeit waren tief und fest. Pater Klaus Ziemes gebührt der Dank des Herz-Jesu-Klosters und des Gymnasiums Leoninum für sein Wirken zum Wohle aller. Was Menschen ihm nicht vergelten können, möge Gott ihm geben.
Quelle:
Lingener Tagespost vom 4. März 1991
|