Auch Dorfkreuz verunziert
Schmierereien in Handrup
Handrup (hab). - Empörung hat in Handrup das Vorgehen von Unbekannten ausgelöst, die an vielen Stellen des Dorfes Schmierereien begingen.
Dorfeingangsschilder, Türen und andere Punkte wurden offenbar von Kernkraftgegnern mit dem Radioaktivitätszeichen besprüht. Besonders erboste es die Handruper, daß die Täter dabei auch nicht vor dem mit viel Mühe restaurierten Dorfkreuz haltmachten. Der Korpus wurde ebenfalls mit diesem Zeichen verunziert. Schon in den Tagen vorher waren zahllose Wahlplakate (von CDU, ebenso wie von SPD und FDP) mit Aufklebern bedacht worden. "Vorsicht radioaktiv" lautete die Aufschrift.
Intoleranz
Von Hans Brinkmann
"Da fühlt man sich ja an das 3. Reich erinnert. Damals wurde ebenfalls gegen Kreuze vorgegangen". Sicherlich ein drastisches Urteil, das ein Handruper Bürger nach den Schmierereien in der Nacht zum Wahlsonntag in seinem Heimatort fällte. Immerhin kündet das Vorgehen der Täter aber von einer Einstellung, die auch vor 50 Jahren das Klima vergiftete: Intoleranz. Um Stimmung zu erzeugen und unterschwellig Ängste zu schüren, wurde respektlos sogar das liebevoll instandgesetzte Dorfkreuz mit dem Radioaktivitätszeichen besudelt. Nun kann zwar keiner verlangen, daß ein jeder ehrfurchtsvoll vor Wegekreuzen als Sinnbild christlichen Glaubens niederkniet; wohl aber muß man erwarten, daß diese Zeichen so geachtet werden, wie es die Toleranz gegenüber andersdenkenden gebietet, Die Schmierer von Handrup haben dieses Prinzip böse verletzt. Tröstlich ist nur eines: Schäbige Manöver dieser Art treffen die Verursacher letztlich wie ein Bumerang, denn die Bürger reagieren eher empört als sich den Parolen der Sprayer anzuschließen.
Quelle:
Lingener Tagespost vom 18. Juni 1986
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