Der Doktor und der Torfwagen

(unbekannter Autor)

Es war zu der Zeit, als es in unserer Gegend noch wenige Eisenbahnen und nur in den größeren Orten einen Arzt. Diese Ärzte hatten meist ein eigenes Gespann, den ihre Patienten wohnten weit zerstreut in den Dörfern. In dieser Zeit wurde einst der alte Doktor nach einem rund zehn Kilometer entfernten Dorf gerufen, wo eine vor der Entbindung stehende Frau seiner Hilfe bedurfte. Der alte Doktor ließ seinen Anton anspannen und fuhr los. Als er in dem Dorf ankam und nach der jungen Frau sah, stellte er fest, daß seine Stunde noch nicht gekommen war. Er wollte seinen Anton mit dem Gespann so lange nicht warten lassen und sagte also: "Anton föhr du man wär nao Hus henn! Dor kanns Du doch nich up täuwen. Mie kann dann wall de Buer Meier in seine Kutsken wär no Hus brengen." Anton erwiderte: "Is gout", und fuhr heim. Als der alte Doktor glücklich einem strammen Jungen zur Welt verholfen hatte, ging er zum Nachbarn seiner Patientin, dem Bauer Meier, und es entspann sich folgendes Gespräch:

Doktor:



Meier:

Doktor:

Meier:


Doktor:


Meier:

"Ick bin hier bie dien Naower wäsen. Dat dürde mie aover tou lange. Do heff ick mien Gespann wär nao Hus henn krägen. Nu moß du mie äben mit diene Kutsken nao Lengerke brengen."

"So, So..."

"Sägge man, wat du dorför hebben moßt! Du brukst dat nich umsüß to douhn."

"Wat ick dorför hebben mott, Doktor? Jou dat is nen langen Wegg. Dor mott ick wall acht Mark för hebben."

"Wat acht Mark? Dat is mie doch nen bäten väl, Meier dat mott ick mie noch överleggen."

"Dat kanns du douhn, Doktor, man dej lange wegg."

Beide reden nun von anderen Dingen, von Ernte, Preisen, Steuern und schließlich auch vom Torf.

Doktor:


Meier:

Doktor:

Meier:


Doktor:

Meier:

Doktor:


"Dor fallt mie jüst in, min Frau heft mie seggt, sej mößt foorts Törf hebben. Wat kostet bi die so´n Fohr Törf?"

"Dat kostet fief Mark. Dann bring ick denn Törf vör´t Hus"

"So, so..., un kanns du mie foorts en Fohr brengen?"

"Wisse wall, ick heft jüst noch´n Fohr staohn. Dor woll ick annerswo mit henn, man dat is nich so jüst up´n Dag. Ne dat Fohr kann ick foorts brengen."

"Dat is gout. Man kann´k dor dann mit upstiegen up´n Wagen?"

"Wisse wall, dor könt wie bejde gout up sitten."

"Dann spann man an! Min Frau schall sick frei´n, dat sej den Törf all so drocke krigg."

Und so kam der alte Doktor für fünf Mark nach Hause und hatte noch ein Fuder Torf dazu.


Quelle:
Lengericher Geschichte(n), Nr. 5, Heimatverein für das alte Kirchspiel Lengerich e.V., Lengerich 1999, S. 40

Quelle: www.heimatarchiv.de zurück