Drei Wandbilder aus dem Jahr 1537
in der Kirche in Lengerich restauriert
"Zu evangelisch"

Von Alfred Mengel
Lengerich. Fast 400 Jahre dauerte der Dornröschenschlaf von drei Wandbildern aus dem Jahr 1537 in der evangelisch-reformierten Kirche in Lengerich/Emsland. Um den Jahreswechsel 2000 sind nun im Gottesdienstraum diese drei Wandbilder restauriert worden: Geißelung Christi, Entkleidung Christi, Christopheruslegende.

Deutlich atmen sie den Geist der Reformation. Und der damalige Priester, Johannes Wesselinck, unter dem ein großer Umbau der Kirche abgeschlossen und die Ausmalung vorgenommen wurde, galt auch einem späteren katholischen Nachfolger als "vom katholischen Glauben abgefallen".


Gut katholisch übermalt

Jedenfalls hat eine sehr eingehende fachliche Untersuchung der Malschichten durch die Diplom-Restauratorin Barbara Kellner (Hildesheim) ergeben, dass nicht die Reformierten die Wandbilder von 1537, die von 1598 bis 1605 in dieser Kirche predigten, bilderstürmerisch übertüncht haben. Vielmehr erschienen sie dem spanisch gegenreformatorischen Priester Hermannus Lubbertius zu evangelisch. Er ließ sie 1610 übermalen, diesmal gut katholisch.

1648 wurde die Kirche erneut reformiert. Während man die Bilder der Reformationszeit geduldet hatte, mochte man die Gegenreformatorischen nicht anschauen. Sie wurden mit einem einheitlichen Kalkweiß gründlich übertüncht. Dabei blieb es bis 1895, als bei Renovierungsarbeiten unbeabsichtigt die zweite Ausmalung fast ganz abgespachtelt, anschließend wurde auch die erste von 1537 wieder überstrichen.


Sparsame Restauration

Zuerst mussten alle Malschichten mittels Mikromeißel (ähnlich einem Zahnarztbohrer), Hämmerchen, Skalpell, Kompressen und Pinsel bis auf das Bild von 1537 behutsam abgetragen werden. Dieses Freilegen - ich habe selbst mitgeholfen - ist einfach spannend. Was wird zum Vorschein kommen? Wie ist es erhalten? Diese Arbeit ist durchaus meditativ. Die Darstellung eines Christushauptes freizulegen, berührte mich tief.

Dann wurde gefestigt, das heißt Hohlstellen mit Kalkschlemme hinterspritzt, Risse und Fehlstellen geschlossen. Die eigentliche Restauration konnte sparsam ausfallen, da die Bilder gut erhalten sind.

Die Kosten der Restaurierung belaufen sich auf 84.333,10 Mark. Die Johann-Alexander-Wisniewsky-Stiftung (Lingen) trug 40.000 Mark, der Landkreis Emsland 19.070,60 Mark, die Ortsgemeinde Lengerich 10.000 Mark, die Samtgemeinde Lengerich 5.000 Mark. Die Gemeindeglieder brachten Spenden in Höhe von 10.262,50 Mark auf. Hinzu kamen circa. 100 Stunden unentgeltliche Arbeitsleistungen.

Die restaurierten Wandbilder wurden am 28. Mai 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach einem festlichen Gottesdienst, in dem Landessuperintendent Walter Herrenbrück über die "Heilung der beiden Blinden von Jericho" (Matthäus 20, 29-34) predigte, bot ein Empfang der Gemeinde die Gelegenheit, die Restauration zu erläutern und allen Finanziers sowie den ehrenamtlich Tätigen zu danken.

Vielfältig wurde der Freude über das gelungene Werk und die wesentliche Bereicherung der emsländischen Kulturlandschaft Ausdruck gegeben.


Quelle: s.u.

Ein großer, starker Mann trägt ein Kind durch einen Fluss. Es ist Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. Der Mann wollte nur dem mächtigsten Herrn dienen. Er hatte es bei einem König, dann bei dem Bösen versucht. Nun sucht er Christus. Ihn findet er, als er schwache Menschen durch einen Fluss trägt. Christus folgt er nach, indem er bedrohtes Leben rettet. Er bekommt den Namen Christopherus = Christusträger. (Bild oben)
Fotos (2): Alfred Mengel



Quelle: s.u.

Die Bilder musste bei der Restaurierung nicht übermalt werden. Einige Fehlstellen wurden behutsam ergänzt, sodass der originale Bildeindruck gewahrt ist. (Bild oben)


Quelle:
reformiert 5/2000, Seite 14


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück