Was Flurnamen erzählen
Lengerich Am Westausgang des Dorfes Lengerich, zwischen den Strassen nach Lingen und Gersten, liegt der leege Esch. Ein Querweg teilt ihn in zwei Stücke, den Ortkamp und die Wulfert. Beide sind von Dorf aus früh kultiviert. Der Ortkamp hat seinen Namen von dem altdeutschen Namen Oert (Schwertspitze), weil er nach dem Dorf zu in eine Spitze ausläuft: also von der Seite, von der ihn die Leute sahen. In der ältesten Zeit war er mit einer Wallhecke eingefriedigt, ein Kamp. Ein Kirchenstück an der Spitze heisst der Glockenacker. Auf ihm haben die Glockengüsse stattgefunden. Ein Umgiessen von Glocken ist aus den Jahren 1615 und 1672 urkundlich bezeugt.
Der andere Teil des leegen Esches wird in Urkunden Wulvereeghe (1500) und Wulvenreget (1680) genannt. Es stammt aus der Zeit, als hier zu Lande noch Wölfe vorkamen. Der zweite Namensteil geht wohl auf reghe = Reihe, Einfriedigung, zurück. Der Name ist als Wolfshecke zu deuten; sodass auch dieser Teil zuerst eingefriedigt war. Der mittlere Teil des den leegen Esch abschließenden Weges heisst Kreuzbrink, weil die Wege hier ein Kreuz bilden. An dieser Stelle befindet sich eine der alten Opferstätten, und der ihm gegenüberliegende Acker auf dem Gerstesche hat davon den Namen Funkenkamp. Ein Acker auf dem Wulfert wird als Distelacker bezeichnet. Die besprochene Fläche bildet den äussersten Abschluss eines abschüssigen Geländes. “In den Wellen“ ist hier der Beiname. Disteln wachsen aber gern in feuchtem Gelände.
Solch eine kleine Ackerfläche kann schon allerlei von der Vergangenheit erzählen. Nicht nur die alte Zeit, sondern auch die Art des Bodens kommt darin zur Aussprache.
Quelle:
Neue Volksblätter vom 20. November 1942
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