Tätigkeitsbericht der Frauenbeauftragten

für die Zeit von März 1994 bis Juli 1999 in Auszügen

Seit März 1994 bin ich ehrenamtliche Frauenbeauftragte der Samtgemeinde Lengerich. Ich persönlich finde den Ausdruck Gleichstellungsbeauftragte passender; denn in diesem Bereich geht es um Gleichstellung von Frau und Mann und nicht um Überbewertung der Frau.

Die Arbeit der Frauenbeauftragten hat das Ziel, zur Verbesserung der Situation von Frauen in allen Lebenslagen beizutragen, direkte und indirekte Diskriminierungen aufzuzeigen und Initiativen zu ergreifen.

Die Arbeit der Frauenbeauftragten auf dem Lande unterscheidet sich von der in größeren Städten. Auf dem Lande und in kleinen Städten geht es meistens um Einzel- oder soziale Fälle, während in größeren Städten beispielsweise überwachte Frauenparkplatze eine Rolle spielen.
Aus meiner 5-jährigen Erfahrung kann ich sagen, die Sorgen der Frauen hier in der Samtgemeinde Lengerich liegen tatsächlich auch fast ausschließlich im sozialen Bereich. Fast täglich werde ich von Frauen angerufen oder angesprochen, oftmals beim Einkaufen. Einige Anfragen sind mit 1 oder 2 Telefongesprächen erledigt, andere dauern schon länger.

Einen breiten Raum nimmt in meiner Arbeit die Beratungstätigkeit ein. Welche Anliegen haben die Frauen ?
U. a. sind es Arbeitsmarktprobleme - viele Frauen suchen einen Teilzeitjob, Wiedereinstieg in den Beruf nach der Familienphase, viele Frauen müssen sich mit den Anforderungen Beruf und Familie auseinandersetzen, oder es geht um Stundenjobs, Anfragen und Probleme mit 630,00 DM-Jobs treten ständig auf - auch seitens des Arbeitgebers kommen Anfragen.

Frauen, die sich von ihrem Partner getrennt haben oder geschieden sind, melden sich oft bei mir. Hier geht es darum: Wie schafft die Frau es alleine mit den Kindern, wie ist sie finanziell abgesichert, muß sie berufstätig werden und vieles mehr.
Da verweise ich auf entsprechende Behörden oder aber mache diese Gänge selbst. Aber auch Einsamkeit z. B. nach Tod des Partners sind Sorgen, mit denen Frauen zu mir kommen Hier verweise ich auf Frauengruppen oder versuche, sie in ehrenamtliche Tätigkeiten einzubinden.

Gewalt gegen Frauen und sexueller Mißbrauch sind Probleme, die auch in unserer ländlichen Gemeinde immer häufiger auftreten.
Gewalt in Aussiedlerfamilien ist inzwischen auch zu einem großen Problem geworden.

Ferner geht es in meiner Beratungstätigkeit oft um Alleinerziehende, Vermittlung von Tagesmüttern und Tageskindern, Anfragen wegen Haushaltshilfen, Rentenangelegenheiten, Gründung eines Gesprächskreises oder Suche nach einer Selbsthilfegruppe (psychisch Kranke, Alleinerziehende, pflegende Angehörige).
Firmen oder Vermieter rufen schon mal bei mir an und bieten freie Wohnungen oder Jobs an, so daß ich manchmal sofort weiterhelfen kann.

Vereinzelt wenden sich auch Männer an mich u. a. mit Fragen zur geringfügigen Beschäftigung ihrer Ehefrauen oder wegen Informationen zu Haushaltshilfen.
Bei all' diesen Anliegen bin ich vermittelnd tätig und habe Schweigepflicht. Kann ich selbst nicht helfen, verweise ich ratsuchende Frauen an die entsprechenden Stellen.

Ich arbeite in Zusammenarbeit mit Ärzten, Sozialamt, Jugendamt, Gesundheitsamt, Kirchen, Frauenschutzhaus, Arbeitsamt, SKF-SKM und anderen Behörden. Jederzeit kann ich mir auch Rat und Hilfe bei der hiesigen Verwaltung holen. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich.

Ein weiteres Aufgabenfeld sind die regelmäßig wiederkehrenden Tätigkeiten, dazu gehören u. a.:
- die Sprechstunden an jedem Donnerstagvormittag hier in der Samtgemeindeverwaltung.
- Dann sind da die monatlichen Arbeitstagungen mit der Kreisfrauenbeauftragten und den anderen ehren- und hauptamtlichen Frauenbeauftragten des Landkreises.
- und weiterhin nehme ich an den regelmäßig stattfindenden Regionalkonferenzen teil.

Wichtig ist für mich auch der Kontakt zu den verschiedenen Frauengruppen in unserer Samtgemeinde. In den meisten Frauengruppen war ich persönlich und habe meine Arbeit vorgestellt. Oft werde ich auch von Gruppen eingeladen, um über meine Tätigkeit und Aufgaben zu berichten. (U. a. Kfd-Gruppen, Landfrauen, evang. Frauengruppen, Kolpingfrauengruppe, "Frauen über 60" und Kreuzbund).

Außerdem lade ich einmal jährlich die Vorsitzenden aller Frauengruppen unserer Samtgemeinde ein. Diese Treffen dienen zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Informationstausch.

Auch die Betreuung der Aussiedlerfamilien in der Samtgemeinde Lengerich war und ist ein wichtiges Tätigkeitsfeld. So organisierte ich mehrere Treffen zwischen Aussiedlerfrauen und einheimischen Frauen, die gut angenommen wurden.

Im März 1997 haben wir Frauenbeauftragten aus den einzelnen Kommunen uns mit der damaligen Kreisfrauenbeauftragten Elisabeth Seelhorst zusammengesetzt und die Broschüre "10 Jahre Frauenbeauftragte im Landkreis Emsland" erstellt. Diese Broschüre liegt in der Samtgemeindeverwaltung aus, und Sie können darin nachlesen, was Frauenbeauftragte bislang erreicht haben und wie ihre Arbeit aussieht.
Alle 2 Jahre, so auch in diesem Jahr, organisieren wir Frauenbeauftragten auf Kreisebene eine Fahrt zur Frauenmesse "TOP" in Düsseldorf.
Daran nehmen aus der Samtgemeinde auch immer etliche Frauen teil.

Auf der Emslandschau, im letzten Jahr in Meppen-Versen und in diesem Jahr in Lingen, sind wir Frauenbeauftragten mit einem Informationsstand vertreten und stellen hier unsere Arbeit vor.

Weiterhin habe ich, u. a. in Zusammenarbeit mit der VHS und KEB, verschiedene Veranstaltungen in den Mitgliedsgemeinden angeboten.

Zusätzlich wurde durch mich der "Krs. pol. interess. Frauen" aufgebaut, mit dem ich ebenfalls Informationsveranstaltungen durchgeführt habe, zu denen zum Teil auch Politiker aus der Samtgemeinde eingeladen waren.

Themen dieser Veranstaltungen waren z. B.:
- Frauen und Politik
- Gewalt gegen Frauen
- Frauen und Recht
- Frau und Beruf
- Frauen und Rente
- Altersvorsorge für Frauen
- Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse,

wobei insbesondere die Referate zu den Themen "630,00 DM-Jobs" und "Altersvorsorge für Frauen" besonderes Interesse hervorriefen.

Ferner wurde im letzten Jahr erstmalig von mir zusammen mit dem "Krs. pol. interess. Frauen" der "Sonntagstreff" - Ein Vormittag für Frauen - hier in der Samtgemeindeverwaltung angeboten. Ca. 180 Frauen aus allen Altersgruppen waren gekommen. Vorgestellt wurden Frauen aus der Samtgemeinde, die sich engagieren in Politik, Kirche, Sport und Gesellschaft. Musikalische Beiträge und Sketche von Frauen haben alle begeistert. Es war rundherum eine gelungene Veranstaltung.

Ich werde oft gebeten, solch eine Veranstaltung jährlich zu wiederholen. Aber die Vorbereitung ist so zeitaufwendig, daß mir das nicht möglich ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber darauf hinweisen, daß im Oktober ein Kabarettabend in Bawinkel mit den "5 frechen Frauen" aus Rheine stattfindet, zu dem ich schon jetzt alle Frauen und Männer ganz herzlich einlade.

Abschließend möchte ich anmerken, daß das Interesse an meiner Arbeit und somit auch der Arbeitsaufwand in den letzten Jahren ständig gestiegen ist. Auch wenn diese Tätigkeit manchmal belastend und mit einem großen Zeitaufwand verbunden ist, macht sie mir Spaß.


Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 258, Lengerich August 1999


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück