Die Germanen und das Geld (2002)
Der Salhof in Lengerich
und der Münzfund am Sallerweg
Im Landesmuseum in Hannover befindet sich ein im Jahre 1847 am Sallerweg gefundener Schatz.
Der aus vorgeschichtlicher Zeit stammende Sallerweg führte vom Herrenhaus des Salhofes (Edelherrensitz) in gerader Richtung zu einer "die Wallage" genannten Erhöhung. Hier standen 3 Findlinge, die nach der Volksüberlieferung als alte Gerichtsstätte bezeichnet wurde. Diese Stätte lag in der Sudderwehe an der Loher-Lengericher Grenze bei dem Landwirt H. Determann. Unter den Steinen wurde. Dieser jetzt im Landesmuseum untergebrachte Lengericher Schatz gefunden.
Unter dem mittleren Stein lagen goldene Schmucksachen, eine Fibel, drei Fingerringe in Form von Siegelringen, ein spiralförmiger Fingerring, zwei massive offene Armspangen, vier Knöpfe und zehn Goldmünzen des Kaisers Konstantin des Großen und seiner Söhne der Zeit nach etwa um 306 bis 360 n. Christus. Ein goldener Halsschmuck und eine Anzahl Münzen wurden leider bald nach dem Fund eingeschmolzen. Unter einem der beiden kleineren Steine lagen 70 Silbermünzen der gegen Kaisers Magnentius (300 -- 353 n. Chr.) und unter dem anderen 1100 römische Silbermünzen des Kaisers zwischen 98 - 211 n. Chr. (Trajan bis Sererus).
Ob die Schätze, die aus verschiedenen etwa 150 Jahre auseinanderliegenden Zeiten stammen, als Belohnung oder als Kriegsbeute eines sächsischen Herren oder durch die damaligen Handelsbezeichnungen in das hiesige Land gekommen sind, wird sich kaum klären lassen. Man hat den Eindruck, daß der Schatz meist als Weihegabe unter den Steinen gelegt wurde. Möglicherweise sogar von den Besitzern des Lengericher Hofes, die einst als Häuptlinge vielleicht auch priesterliche Funktionen ausübten.
Der Hof zu Lengerich wurde erst später nach dieser Zeit als Salhof bezeichnet.
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 33, Lengerich Dezember 1980
Der Goldfund von Lengerich
Ein kostbarer Fund wurde 1847 in unserem Heimatorte gemacht. Zwar stammt er nicht aus der Zeit, da die Römer unser Land unterworfen hatten; er muß später versteckt worden sein. Da der Schatz aber von den Römern herrührt und einmalig ist, soll er hier beschrieben werden.
Unter drei Findlingen lag er in der Bauerschaft Sudderwehe verborgen. Unter dem mittleren größeren Stein fanden sich, von einer Silberschale zugedeckt, goldene Schmucksachen und zwar 1 Halsschmuck, 1 8 cm lange kreuzförmige Fibel, 3 Fingerringe in Form von Siegelringen, 1 spiralförmiger Fingerring, 2 massive offene Armspangen, 4 Knöpfe und 10 Goldmünzen des oströmischen Kaisers Konstantin des Großen und seiner Söhne, der Zeit nach also von etwa 305 bis 360 n. Chr.. Der goldene Halsschmuck und eine Anzahl Münzen wurden leider bald nach der Auffindung bei einem Goldschmied in Fürstenau eingeschmolzen. Unter dem einen der beiden kleineren Steine lagen, ebenfalls von einer Silberschale abgedeckt, 70 Silbermünzen des Gegenkaisers Magnetius, der Zeit nach also etwa 350 bis 353 n.Chr., unter dem anderen, von einer Bronzeschale zugedeckt, 1.100 römische Silbermünzen des Kaisers Trajan bis Septimus Severus, der Zeit nach also von etwa 98 bis 211 n. Chr.. Die Münzen sind also in einem Abstand von ca. 150 Jahren dort versteckt worden.
Da die Münzen und die Fibel einwandfrei römischer Herkunft sind, ist anzunehmen, daß auch die übrigen Schmucksachen von einem römischen Goldschmied angefertigt worden sind.
Der Mühe des Pastors von Freren ist es zu verdanken, daß wenigstens der größte Teil des geschichtlich wertvollen Fundes gerettet werden konnte. Der gerettete Teil wurde von König Georg V. für das Landesmuseum in Hannover angekauft. Dort konnten vor einigen Jahren etliche Mitglieder unseres Heimatvereins anläßlich eines Ausfluges nach Hannover selbst einen Blick auf diesen interessanten Schatz werfen.
Aus welchem Anlaß mögen die Münzen und der Schmuck wohl heimlich dort im Wald versteckt worden sein ? Sind sie hier in einem heidnischen Heiligtum als Opfergabe der Erde anvertraut worden, oder sollten sie an einem solchen Orte später wieder gehoben werden ? Hängt der Fund mit der Fahrt eines vornehmen Sachsen ins Römerreich zusammen ? Wurde der Schmuck von einem Sachsenmädchen getragen ? --- Wir wissen es nicht !
Quelle:
Lengericher Geschichte(n), Nr. 2, Heimatverein für das alte Kirchspiel Lengerich e.V., Lengerich 1996, S. 12
Die Urgeschichts-Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover
Die Germanen und das Geld
Der "Schatzfund von Lengerich" (Ldkr. Emsland) zeichnet sich durch seine einzigartige Zusammensetzung aus. Er wurde im Jahre 1847 unsachgemäß geborgen. Nur den Nachfragen eines Pastors beim Finder wird die Rekonstruktion der Auffindungssituation verdankt. Offensichtlich wurde der Fund von seinem ursprünglichen Eigentümer vor der Vergrabung sortiert und unter den drei großen Steinen verborgen, unter denen er dann wieder hervorgeholt wurde. Die meisten Stücke wurden bald nach der Auffindung eingeschmolzen. Ein Vergleich der ursprünglich vorhandenen Gegenstände mit den erhaltenen, die sich jetzt in der Ausstellung befinden, macht auf drastische Weise den Verlust deutlich. Fund I enthielt in einer Bronzeschale 1 147 Silbermünzen der älteren römischen Kaiserzeit und eine Goldmünze des Augustus (31 vor bis 14 n Chr.). Die jüngsten Münzen stammen aus der Zeit 200 n. Chr.
Goldener Verwahrfund (Opfer?) (1 Zwiebelknopffibel, 2 Armringe, 4 Fingeringe, 4 Anhänger, 19 Silber- und 1 Goldmünze) (um 350 n. Chr.) Fundort: Lengerich, Gde. Freren, Ldkr. Emsland
Der Fund II setzte sich aus einer goldenen Zwiebelknopffibel und weiteren goldenen Schmuckgegenständen und zehn Goldmünzen aus der Zeit von 306 bis 361 n. Chr. zusammen. Fund III wies eine silberne Schale mit mehr als 70 prägefrischen Silbermünzen der Zeit von 306 bis 350 n. Chr. und ein in die Zeit von 337 bis 361 datiertes Silbermedaillon auf. Zwischen den ältesten und den jüngsten Münzen liegt eine Zeitspange von dreieinhalb Jahrhunderten. Den jüngsten Münzen und dem Stil des Schmuckes zufolge muss der Schatz in der zweiten Hälfte des 4. Jh. verborgen worden sein. Aufgrund der Zusammensetzung des Fundes ist es möglich, auf die Person des Besitzers zu schließen. Die Vergabe von Münzen in Silberschalen gehörte zur gängigen Praxis römischer Kaiser, ihre hohen Würdenträger durch Geschenke, sogenannte Largitionen, zu belohnen. Echte Zwiebelknopffibeln wurden als Standesabzeichen an hohe römische Würdenträger verliehen. Bis auf einen Fingerring mit Tierkopfenden weist der Fund keine ausgesprochen germanische Komponente auf. Da die Münzen auf eine Verbindung mit dem germanischen Usurpator Magnentius hinweisen, dessen Reich 353 n. Chr. von Constantius II. niedergeschlagen wurde, liegt es nahe, auch den Besitzer des Verwahrfundes dem Umfeld des Magnentius zuzuweisen. So kann man sich als Besitzer des Schatzes einen hohen Militär germanischer Herkunft vorstellen, der sich - nicht ungewöhnlich für die Spätantike - im römischen Heer hochgedient hatte, auf Seiten des Magnentius kämpfte und nach 353 fliehen musste.
Quelle:
www.urgeschichte.de/artikel/museum/museum19.htm, Januar 2002