Ein "KASBOEK" |
Th. | 114,06 | gGl. | |||
Bauerschaft | Lengerich | 153,19 | ´´ | ||
´´ | Handrup | ´´ | 126,21 | ´´ | |
´´ | Wettrup | ´´ | 100,17 | ´´ | |
´´ | Gersten | ´´ | 152.- | ´´ | |
´´ | Langen | ´´ | 207,21 | ´´ | |
Summe | ´´ | 855,12 | ´´ |
Damals hatte ein jeder eine solche Furcht vor den Soldaten, daß wenn man einen solchen erblickte oder von demselben um den rechten Weg befragt wurde, man statt selben zu zeigen, sich in den äußersten Winkel versteckte oder die Flucht ergriff. Bis zu den französischen Leiten mußte jedes Ehepaar 1 Gulden, sog. Plantegeld, geben. Für Beschaffung und Lieferung der Artillerie-Pferde zahlten nicht jährlich, doch oft
Vollerben | 10 | Gulden | 15 | Stüber | 5 | Pfennige | |
Halberben | 9 | ´´ | 9 | ´´ | 4 | ´´ | |
Viertelerber | 8 | ´´ | 1 | ´´ | 6 | ´´ | |
Achtelerben | 6 | ´´ | 16 | ´´ | 3 | ´´ | |
Heuerleute | 2 | ´´ | 3 | ´´ | 1 | ´´ |
...... und als todt notiert
Während der französischen Kriegszeit wurden hier und da fälschliche
Todesanzeigen gemacht, ein Sarg mit Steinen beschwert, zum Kirchhofe gebracht,
und somit wurde der angebliche Todte aus den Militärlisten gestrichen und
als todt notiert. Damit nun diese Betrügereien nicht ferner geschehen
konnten, wurden Todtenschauer angestellt, und hier verrichtete der Schullehrer er dieses
Geschäft, weshalb die Todtensärge unter den Linden (Marktplatz)
geöffnat werden
mußten. Die Todten im Dorfe wurden im Hause beschauet. Auch führte
Staggemeyer um diese Zeit die Civil-Register über die Geborenen, Copulierten
und Gestorbenen.
1813 mußten wegen ausgetretener Militairpflichtigen mehrere
Eingesessene viele extra Steuern oder Executionskosten aufbringen und haben
in diesem Jahre 1757 Franc bezahlt, ehe die hochbesteuerten mal um Abhülfe beim Präfekten
von Keversberg in Osnabrück bittlich einkamen.
Sehr trinksüchtig und diebisch
Beim Rückzuge der Franzosen aus Rußland wurden sie von den
Russen verfolgt, so daß am 23. Dezember abends spät 700 bis
800 Russen hier eintrafen. Obschon sie auch bei den Colonen einquartiert werden sollten, so blieben sie
doch fast sämmtlich im Dorfe. Die Pferde banden sie auf der Diele
vor den Kuhställen an, ein Sack mit Hafer um den Hals. Sie selbst waren sehr trinksüchtig,
diebisch, so daß sie silberne Pfeifen, silberne Eßlöffel,
Uhren, Bettlaken usw. und was sie sonst nur bekommen konnten, stahlen, ja sogar Pferde. Einige Kosaken-Streifzüge
sind hier nicht notiert. Es hatte sich ein Kosakenlager unweit Lingen bei
Colon Bömers gelagert, wohin von den umliegenden Ortschaften Naturalien geliefert
werden mußten.
1814 als wir wieder preußisch geworden waren, wurde auch
hier im Dorfe und Kirchspiel der Landsturm errichtet. Auf der Weide auf
der Burg wurden die sämtlichen Pflichtigen vereidet, nachdem Pastor, damals Kaplan
Wieffermann sie in der Kirche über den Eid unterrichtet hatte. Die
Mannschaften des Dorfes versammelten sich sonntag nachmittags unter der Linde mit Piken bewaffnet
und zogen dann unter Trommelschlag in Reih und Glied zum Exerzierplatze,
welcher damaliger Butenbusche war.
Als Geisel gefänglich gehalten
1815 im Frühling wurden eine Zeitlang 127 Colonen aus diesem
Kirchspiel als Geisel für die Deserteurs gefänglich in Lingen
gehalten. Aus der Nachbarschaft kamen hier Landsturmmänner auf Execution
und haben sich mit einigen Ausnahmen nicht rühmlich betragen, Es wurden
bedeutende Summen Geldes aus dem Kirchspiele geschleppt.
Katholische |
Reformierte |
Lutheraner |
zusammen |
|||
Lingen | 2778 |
300 |
311 |
3.363 |
||
Baccum | 506 |
117 |
42 |
|||
Bramsche | 542 |
9 |
3 |
|||
Bawinkel | 1151 |
23 |
3 |
|||
Freren | 2072 |
114 |
35 |
|||
Thuine | 1532 |
75 |
3 |
|||
Lengerich | 4087 |
116 |
36 |
4.239 |
||
Wettrup | 534 |
6 |
5 |
|||
Schapen | 1217 |
59 |
- |
|||
Beesten | 1123 |
47 |
1 |
|||
Messingen | 606 |
3 |
3 |
|||
Plantlünne | 1068 |
26 |
2 |
Von 1816 bis 1850
wurde der Kanal von der Hanken-Fähre bis nach Meppen angelegt.
Bald nachdem wir hannoverisch wurden, hörte das Verbot auf, sein
eigen verrecktes Vieh als Kühe, Schweine, Pferde zu freiem, eigenen
Nutzen abdecken zu lassen. Früher kam der Abdecker aus Thuine. Die Haut oder das
Fell behielt er für sich, und der Eigentümer bekam vom Abdecker
einen langen, weißen, ledernen Riemen als Geschenk.
1816 In diesem Jahr am Fronleichnam hielten wir in Lengerich
die erste heil. Prozession, bei welcher ungefähr an Kirchspielleuten
und an Theilnehmern aus dem Lingenschen 10.000 bis 13.000 Menschen waren. Seit dem Jahre 1674 hatte
eine derartige Feier nicht stattfinden dürfen.
1817 Mehrere Jahre - noch zu hannoverschen Zeiten - bestand noch
der frühere preussische Eingangszoll. Im Dorfe wurde der Zoll bei
Krämers Nr.6, in Hestrup bei Merscher, in Wettrup bei Paus, in Drope bei Hilmes gehoben. Für
Kaufmannsgüter mußten per Wagen mit 2 Pferden 4 Stbr, für
1 Kuh zum Markte 1 Stbr, für ein fettes Schwein 2 Stbr. und für ein mageres 1 Stbr. entrichtet werden.
Am 31.Oktober feierten die hies. Reformierten das Reformationsfest.
Man hielt einen Umgang, eine Art Prozession um den Friedhof, woran auch
katholische Kinder als Engelchen, wie sie bei der Firmung gewesen, theilnahmen,
welches von vielen mißbilligt wurde. In der Kirche auf dem
Chore war auf dem schwarzen Tische ein Cruzifix mit. Lichtern aufgestellt. Der Predigt wohnten auch viele
Katholiken aus Neugierde bei; besonders ließen sich die Kirchöfer
mit den Protestanten den Kaffee und die Butterbröde, welche in den
Schulen gegeben wurden, gut schmecken,
1818 In diesem Jahr ist die Schule in Handrup durch den Zimmermann
Rieper aus Brögbern und den Maurer Scherf aus Lingen aufgeführt.
Die Kosten wurden aus wüsten Gründen bestritten.
1820 In diesem Jahr kam der 1. angestellte Arzt, Dr. Wilhelm Lauffer, aus Osnabrück gebürtig.
1821 In diesem Jahr theilten sich der Besitzer des Gutes Lengerich
und die Eigenthümer des Dorfes den sogen. Butenbusch. Früher
hatte der Besitzer des Gutes das Recht, in dem Butenbusche Holz zu pflanzen, und die Bewohner das Recht,
darin ihr Vieh zu weiden. Da aber der Herr des Gutes sogar anfing, Nadelholz zu pflanzen und dadurch die Weide unbrauchbar gemacht wurde, so war man
sehr für die Theilung des Busches gestimmt.
Publikationen von der Orgel
1826 Bis Sept. d. J. wurden die Publikationen durch die Hr.
Geistlichen von der Kanzel, noch früher vor der Predigt, verrichtet;
von dieser Zeit aber von mir, Bend Goldschmidt, von der Orgel. Die betreffenden Verfügungen gingen
von der königl. Landdrostei zu Osnabrück aus, mit Einverständnis
des Generalvikariats zu Osnabrück. Die Publikationsgebühren, welche für Einheimische
früher nur 1 Stbr. betrugen, jetzt allgemein zu 3 Stbr, welche gleichmässig
zwischen Pastor, Amtsvogt (für das "gesehen") und mir vertheilt wurden, festgesetzt.
1830 wurde nach vorgängigen Bemühungen der Einwohner
Lengerichs allhier eine Filial-Apotheke angelegt, und zwar in dem ehemaligen
Hammschen jetzt Niehoffschen Hause; auch wurde in diesem Jahre die neue Schule zu Gersten
von Anton Bruns aufgerichtet. Die Colonen haben den Kostenanschlag von
700 Th. selbst übernommen. Am 25. April wurde der Schulunterricht zuerst
darin ertheilt.
Viele Anstalten wegen der Cholera
1831: In diesem Jahr wurde hier in Lengerich und ja überall
sehr viele Anstalten und Kosten angewandt wegen der Cholera, die schon
in Berlin und im Groninger Land zum Ausbruch gekommen war. Die Anstalten als Bettstellen, Stechpfannen,
Decken usw. wurden später natürlich mit Verlust verkauft.
1836: Am 1,Januar wurde im Königreich Hannover das Kölnische
Gewicht eingerührt. Zur Tilgung aller Communal-Schulden wurden im September verkauft in
der Langer Mark 120 Scheffelsaat, in der Gerster Mark 489 Scheffelsaat,
in der Handruper Mark 104 Scheffelsaat, in der Wettruper Mark 64 Scheffelsaat
Grundes. In der Lengericher Mark war in den französischen Zeiten ein
bedeutender Grundverkauf vorgenommen, weshalb die Lengericher bei Abschluß der Rechnung
Thaler 800 Überschuß hatten.
Mühlenzwang im Lingenschen
Bis zu der französischen Zeit herrschte im Lingenschen der Mühlenzwang:
das heißt, ein jeder im Kirchspiel war angewiesen, in den königlichen
Mühlen des Kirchspiels mahlen zu lassen. Ausgenommen von diesem Zwange
waren alle Eigenbehörige und Heuerleute des adligen Gutes Lengerich. Zudem
waren die Colonen angewiesen und verpflichtet, das Korn der königlichen
Müller eine Tagesreise weit der Reihe nach unentgeltlich zu transportieren Zu den
hannoverschen Zeiten entstand zwischen den Müllern und der Regierung
ein langjähriger Prozeß wegen der Mühlenpacht.
1836: Zu Anfang des Monats Januar wurden zum Neubau einer reformierten Schule nebst Wohnungen Zurichtungen getroffen.
1841: Ende August hatte man hier soviele Raupen, wie die ältesten
Leute sich nicht zu erinnern wußten. Der Kohl wurde rein abgefressen
und der Kabus litt auch sehr.
1843: am 23. Februar wurde zu Ehren des Obervogts Müller
bei Hegena ein Abendessen angerichtet, wozu 21 Theilhaber unterschrieben
haben, und am 25. wurde ihm zu Ehren von 20 bis 25 Jünglingen ein Fackelzug gebracht.
Er wollte in diesen Tagen die Obervogtei in Osnabrück bekleiden und
von hier abgehen.
1845: Am 18. Juni geschah in der Hauscapelle zu Grumsmühlen
durch unseren HW. Pastor Ruiter zum 1. Mal Gottesdienst. Zu dieser Zeit
wohnten der Baron nebst Frau auf dem Gute.Mitte August bemerkte man hier
sowohl als in anderen Gegenden die Kartoffelkrankheit zum ersten Male und
brachte viele Besorgnisse.
1846: Ende Februar kostete der Scheffel Kartoffeln schon 1 Gulden.
Ende Mai bemerkte man an den Roggenhalmen eine Röthe und infolgedessen
schon im Preise gestiegen. Man nannte dieses später Rostthau und hat für
die nächsten Jahre keine schlechten Folgen gehabt.
1848: Am 17. Mai hatten wir das Vergnugen, die 1. Königliche
Postverbindung mit Lingen, Berge und Quakenbrück, und zwar viermal
wöchentlich Fahrpost.
Früher hin vor l800 hatte man nicht mal eine Botenpost. Von der
Zeit ab bis zu der Zeit, da Amtsvogt Müller hier war, ging wöchentlich
zweimal ein Bote nach Lingen, später jedoch zweimal wöchentlich eine Privatfahrpost,
bis daß die Königliche Post eingerichtet wurde.
Am 10.August brannten in Haselünne etwa 130 bis 140 Häuser ab.
Am 8. September nahm die hiesige Sparkasse den Anfang.
Quelle: www.heimatarchiv.de |
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