Ein "KASBOEK"
wurde zum Geschichtsbuch

Lengericher Notizen
"aus glaubhaften mündlichen und schriftlichen Nachrichten"

Ein blaues, verblaßtes, vergriffenes Heft, dessen linienverziertes Etikett das alte Schriftstück als "Kasboek" ausweist. Von der "Kantoorboeken - Fabriek" zu Amsterdam war es einst zum Preise von 0.35 Gulden zu beziehen. Doch das Buch, das uns Gerhard Pape aus Lengerich zur Auswertung freundlicherweise zur Verfügung stellte, enthält keine sachlichnüchternen Zahlenbilanzen, sondern interessante Hinweise zur Lengericher Heimatgeschichte, umfassend den Zeitraum von 1717 - 1851.
Bernd Goldschmidt hat die "Notizen aus glaubhaften mündlichen und schriftlichen Nachrichten" gesammelt und auf den jetzt vergilbten Blättern niedergeschrieben.
In einer alten Ausgabe der "Lingener Tagespost" wurden einige nachstehen Auszüge aus dem zum Geschichtsbuch gewordenen "Kasboek" veröffentlicht.



Überlieferung: In früheren Zeiten standen im sog. Hülse und Wehe viele hoch- und dickstämmige Eichen, welche vor und nach gestohlen worden sind. Man hat oft sagen gehört, daß ein Eichhörnchen von der alten Kirchhausstelle bis zum Frerenschen Sundern hätte von einem Baum in den anderen laufen können, ohne auf die Erde zu kommen.

1717: Den 1. September ist ein sehr starker Windsturm gewesen, wie keine Menschen zu der Zeit haben denken können, auch ist ein Theil des im Bruche stehenden Kirchhauses umgeweht worden.

1761: Den 8. Dezember sind die Schotten hier ins Winterquartier gekommen und haben in der Weide hinter unserem Hause ihren Versammlungs- und Spielplatz gehabt.

Kartoffelanbau noch geringe
Um diese Zeit war der Kartoffelanbau in hiesiger Gegend noch geringe, so daß man nach den Erzählungen alter Leute damals etwa eine Salztonne voll einzuernten pflegte.

In Wettrup wurde 1706 noch das Vieh als Kühe, Schafe, Schweine usw. nach der Ernte auf den Esch getrieben, bis die Kühe das letzte Gras abgeweidet hatten - auch sollte derjenige, welcher zu spät gesäet, sein Korn selbst schützen, daß das Vieh dasselbe nicht beschädige.

1767: Den 26. September ist die hiesige katholische Kirche erbauet von den Meistern im hiesigen Kirchspiele: Jürgen Baar, Joh. Heinr. Slump und Jan Kallage. Die Kirche, die vor der jetztigen um das Jahr 1720 aufgerichtet worden, ist zum Teil von dem Holze derjenigen umgebauet, welche im Bruch gestanden.

1783: In diesem Jahre wurde auch dem alten Herford, welcher keine Zucht unter den Kindern mehr halten konnte, Christian Moritz Staggemeyer aus Lotten als Substitut beigegeben.- Um diese Zeit (1780 - 1785) wurde das alte adelige Haus, welches in der Mitte der Kuhweide der Burg stand, nebst dem an der Seite von Diekotten (Hengena jetzt, später Brunen) Haus hin belegener sog. Kaninchenwall abgetragen und das vormalige Viehhaus zur  Rentmeistereiwohnung wieder eingerichtet.

Diebe in der Kirche.
1789 wurde die an der reformierten Kirche stehende Sakristei zum Abbruch verkauft und von den Katholiken zu einer westlichen Mauer der hies Kirche angekauft.-
In der Nacht vom 16.- 17. September wurden infolge eines gewaltsamen Einbruchs aus der Kirche gestohlen: 2 Meßgewänder, 2 silberne Krönchen - eines für das
Marienbild, das andere für das Jesuskind, ein Scepter und eine Weltkugel von Silber, 2 oder 3 goldene, 7 - 10 silberne Kreuze usw.

1790 In diesem Jahre vom 13. auf den 14. Novbr. wurden abermals aus der Sakristei vermittels Einbruchs mehrere Meßgewänder, Album, Ciborium usw. gestohlen. Darum wurde die Sakristei später mit festen Brettern bekleidet. Man hat später in einem Graben unweit Handrup einen zinnernen Teller wiedergefunden.

6 Kreuze aus Handrup.
1791 wurde westlich von der katholischen Kirche eine massive Mauer durch die Maurermeister Schade, Kuper und Hemsbrock aufgeführt.
Zu dieser Mauer sind von den 7 steinernen Kreuzen, welche bei Tieken Hause in Handrup standen, 6 Stück gebraucht, Das eine Kreuz steht jetzt noch da. Es fehlt an den Kreuzen die Inschrift, und daher kannte man den Zweck nicht, weshalb diese 7 Kreuze , welche gedrängt zusammen standen, dort aufgestellt wurden.

1791/92  wurde die hiesige Orgel von Schmidt aus Quakenbrück für 2100 Gulden verfertigt, welche jedoch schlecht ausgefallen ist.

Emigranten und Engländer
1795/96  haben französische Geistliche, welche infolge der Revolution hierher geflüchtet - s.g. Emigranten -, hier und in der Kapelle zu Wettrup Dienste gethan. Den 2.Februar 1795 rückten von Holland aus hier die Engländer ein und verzehrten viel Geld, so daß man diese, da alles baar bezahlt wurde, hätte gern länger behalten.
Es wurde den englischen Truppen hier ein Amboß gestohlen. Man bedrohte nun das Dorf mit Plünderung und Brandstiftung, wenn der Amboß binnen 3 Tagen nicht zurückgestellt würde. Dem Herrn Kaplan Wieffermann wurde es offenbart, und dieser zeigte den Amboß, welcher im Binnenbusche vergraben war. Der Kaplan wurde von den Engländern nun sehr geliebt und geschätzt.

Ohren und Nase verfrieren.
1798 war es Weihnachten so kalt, daß vielen, als sie des Nachts zur Kirche gingen, es vorkam, als wären sie nicht bekleidet und ihnen die Ohren und Nase verfrieren.

1800 ist der schönste Kronleuchter mit dem Doppeladler, welcher vor der Kanzel hängt, laut Annotation für reichlich 100 Gulden von Brd. Berlage in Holland angekauft. In diesem Jahr wurde auch das Thürmchen auf unsere Kirche gebracht. Hierzu wurde auf Völkeralbers Hofe ein Baum gefället, wobei der Zimmermann Caspar Hengena aus dem Baume fiel und 3 Tage nachher verstarb.

Sagtenabendbier.
In diesem Jahr (1800) befand sich hier im Dorfe des Abends noch gar keine Gesellschaft in den Wirtshäusern, sondern der eine Freund ging an den langen Winterabenden wol zum andern, aber Schnaps und Bier wurden nicht außer Sagtenabendbier usw. verzehrt. Karten- und Kegelspiele wurden im Busche unten den Bäumen getrieben. - Bis zu diesem Jahr kamen hier an Kirmeß- und anderen Markttagen Kaufleute aus Lingen und Freren mit Tuch und sonstigen Sachen und verkauften sehr viel.

1804 wurde die jetzige Hauptschule erbauet und dafür für 1000 Gulden alte Eichelkämpe aus der Lengericher, Handruper und Langer Mark verkauft. Während des Sommers bis zum Spätherbste wurde deshalb der Schulunterricht in der reformirten Kirche gehalten. Das alte Schulgebäude stand an derselben Stelle, war aber klein und finster und  wurde von außen geheizt.

"De dar nig kump.."
Im selbigen Jahre hatte der Regierungsrath, auch Amtmann genannt, Petri und ein Lieutenant Neuhaus den Befehl, hies.fähige Männer zum Militärdienste auszuheben.
An einem Sonntag des Morgens sagte der damalige Vorsteher  Ignatz Grove den hies. Dorfbewohnern an, daß alle Mannespersonen mittags 12 Uhr unter den Linden erscheinen müßten mit dem Zusatz: "De da nig kump, de krig einen mit den Kugel vör den Kop." Dies hat manchen sehr in Schrecken gesetzt.
Bei der militärischen Aushebung sagte der Regierungsrath Petri "Mir und dem Lieut. Neuhaus ist das ganze Land übergeben." Die Ausgehobenen wurden in die Schule transportiert, namentlich:
Gerd. Spieker, H. H. Brüggenschmidt, Joh. Herm. Kleve, Joseph Sager und mehrere andere. An den folgenden Tagen wurden noch mehrere Eltern, deren Söhne nicht erschienen, gleichfalls in die Schule geführt und bald nach Münster transportiert, jedoch kamen solche nach und nach wieder zurück.
Im selbigen Jahre, den 2. Novbr., wurde die hies. Kirche von Militär besetzt und einige als Militärpflichtige mitgenommen. Eine solche Kirchenbesetzung geschah auch einmal zur französischen Zeit von Gendarmen, welche Kiepen Sohn arretierten und zum Maire führten, ihn aber wieder entließen.

Soldatengeld statt Wehrdienst
In früheren Zeiten gab man, anstatt selbst zu dienen, Soldatengeld oder Werbungsgeld, und zwar jeder Eigner im Dorfe jährlich fl. 3.-; jeder Kirchhofs-Eigner jährlich fl. 2.-; jeder Colon aus den Bauerschaften fl. 5.-; jeder Heuermann jährl.fl. l,5 Stbr.
Über diese Abgabe haben sich damals die Leute sehr beschwert und sahen es als einen besonderen Druck, bis man ihre Söhne forder-te, selbst zu dienen. Da hätte man gerne das Soldatengeld wieder zahlen wollen.
Das Dorf zahlte an Soldatengeld (lt. Quittung 1795/96)

Th. 114,06 gGl.
Bauerschaft Lengerich 153,19 ´´
    ´´ Handrup ´´ 126,21 ´´
    ´´ Wettrup ´´ 100,17 ´´
    ´´ Gersten ´´ 152.- ´´
    ´´ Langen ´´   207,21   ´´
Summe ´´ 855,12 ´´


Damals hatte ein jeder eine solche Furcht vor den Soldaten, daß wenn man einen solchen erblickte oder von demselben um den rechten Weg befragt wurde, man statt selben zu zeigen, sich in den äußersten Winkel versteckte oder die Flucht ergriff. Bis zu den französischen Leiten mußte jedes Ehepaar 1 Gulden, sog. Plantegeld, geben. Für Beschaffung und Lieferung der Artillerie-Pferde zahlten nicht jährlich, doch oft

Vollerben 10 Gulden 15 Stüber 5 Pfennige
Halberben 9     ´´ 9     ´´ 4     ´´
Viertelerber 8     ´´ 1     ´´ 6     ´´
Achtelerben 6     ´´ 16     ´´ 3     ´´
Heuerleute 2     ´´ 3     ´´ 1     ´´



...... und als todt notiert
Während der französischen Kriegszeit wurden hier und da fälschliche Todesanzeigen gemacht, ein Sarg mit Steinen beschwert, zum Kirchhofe gebracht, und somit wurde der angebliche Todte aus den Militärlisten gestrichen und als todt notiert. Damit nun diese Betrügereien nicht ferner geschehen konnten, wurden Todtenschauer angestellt, und hier verrichtete der Schullehrer er dieses Geschäft, weshalb die Todtensärge unter den Linden (Marktplatz) geöffnat werden
mußten. Die Todten im Dorfe wurden im Hause beschauet. Auch führte Staggemeyer um diese Zeit die Civil-Register über die Geborenen, Copulierten und Gestorbenen.

1813 mußten wegen ausgetretener Militairpflichtigen mehrere Eingesessene viele extra Steuern oder Executionskosten aufbringen und haben in diesem Jahre 1757 Franc bezahlt, ehe die hochbesteuerten mal um Abhülfe beim Präfekten von Keversberg in Osnabrück bittlich einkamen.

Sehr trinksüchtig und diebisch
Beim Rückzuge der Franzosen aus Rußland wurden sie von den Russen verfolgt, so daß am 23. Dezember abends spät 700 bis 800 Russen hier eintrafen. Obschon sie auch bei den Colonen einquartiert werden sollten, so blieben sie doch fast sämmtlich im Dorfe. Die Pferde banden sie auf der Diele vor den Kuhställen an, ein Sack mit Hafer um den Hals. Sie selbst waren sehr trinksüchtig, diebisch, so daß sie silberne Pfeifen, silberne Eßlöffel, Uhren, Bettlaken usw. und was sie sonst nur bekommen konnten, stahlen, ja sogar Pferde. Einige Kosaken-Streifzüge sind hier nicht notiert. Es hatte sich ein Kosakenlager unweit Lingen bei Colon Bömers gelagert, wohin von den umliegenden Ortschaften Naturalien geliefert werden mußten.

1814 als wir wieder preußisch geworden waren, wurde auch hier im Dorfe und Kirchspiel der Landsturm errichtet. Auf der Weide auf der Burg wurden die sämtlichen Pflichtigen vereidet, nachdem Pastor, damals Kaplan Wieffermann sie in der Kirche über den Eid unterrichtet hatte. Die Mannschaften des Dorfes versammelten sich sonntag nachmittags unter der Linde mit Piken bewaffnet und zogen dann unter Trommelschlag in Reih und Glied zum Exerzierplatze, welcher damaliger Butenbusche war.

Als Geisel gefänglich gehalten
1815 im Frühling wurden eine Zeitlang 127 Colonen aus diesem Kirchspiel als Geisel für die Deserteurs gefänglich in Lingen gehalten. Aus der Nachbarschaft kamen hier Landsturmmänner auf Execution und haben sich mit einigen Ausnahmen nicht rühmlich betragen, Es wurden bedeutende Summen Geldes aus dem Kirchspiele geschleppt.

1816 zählte

Katholische

Reformierte

Lutheraner

zusammen

Lingen

2778

300

311

3.363

Baccum

506

117

42

Bramsche

542

9

3

Bawinkel

1151

23

3

Freren

2072

114

35

Thuine

1532

75

3

Lengerich

4087

116

36

4.239

Wettrup

534

6

5

Schapen

1217

59

-

Beesten

1123

47

1

Messingen

606

3

3

Plantlünne

1068

26

2




Von 1816 bis 1850
wurde der Kanal von der Hanken-Fähre bis nach Meppen angelegt.
Bald nachdem wir hannoverisch wurden, hörte das Verbot auf, sein eigen verrecktes Vieh als Kühe, Schweine, Pferde zu freiem, eigenen Nutzen abdecken zu lassen. Früher kam der Abdecker aus Thuine. Die Haut oder das Fell behielt er für sich, und der Eigentümer bekam vom Abdecker einen langen, weißen, ledernen Riemen als Geschenk.

1816 In diesem Jahr am Fronleichnam hielten wir in Lengerich die erste heil. Prozession, bei welcher ungefähr an Kirchspielleuten und an Theilnehmern aus dem Lingenschen 10.000 bis 13.000 Menschen waren. Seit dem Jahre 1674 hatte eine derartige Feier nicht stattfinden dürfen.

1817 Mehrere Jahre - noch zu hannoverschen Zeiten - bestand noch der frühere preussische Eingangszoll. Im Dorfe wurde der Zoll bei Krämers Nr.6, in Hestrup bei Merscher, in Wettrup bei Paus, in Drope bei Hilmes gehoben. Für Kaufmannsgüter mußten per Wagen mit 2 Pferden 4 Stbr, für 1 Kuh zum Markte 1 Stbr, für ein fettes Schwein 2 Stbr. und für ein mageres 1 Stbr. entrichtet werden.

Am 31.Oktober feierten die hies. Reformierten das Reformationsfest. Man hielt einen Umgang, eine Art Prozession um den Friedhof, woran auch katholische Kinder als Engelchen, wie sie bei der Firmung gewesen, theilnahmen, welches von vielen mißbilligt wurde.  In der Kirche auf dem Chore war auf dem schwarzen Tische ein Cruzifix mit. Lichtern aufgestellt. Der Predigt wohnten auch viele Katholiken aus Neugierde bei; besonders ließen sich die Kirchöfer mit den Protestanten den Kaffee und die Butterbröde, welche in den Schulen gegeben wurden, gut schmecken,

1818 In diesem Jahr ist die Schule in Handrup durch den Zimmermann Rieper aus Brögbern und den Maurer Scherf aus Lingen aufgeführt. Die Kosten wurden aus wüsten Gründen bestritten.

1820 In diesem Jahr kam der 1. angestellte Arzt, Dr. Wilhelm Lauffer, aus Osnabrück gebürtig.

1821 In diesem Jahr theilten sich der Besitzer des Gutes Lengerich und die Eigenthümer des Dorfes den sogen. Butenbusch. Früher hatte der Besitzer des Gutes das Recht, in dem Butenbusche Holz zu pflanzen, und die Bewohner das Recht, darin ihr Vieh zu weiden. Da aber der Herr des Gutes sogar anfing, Nadelholz zu pflanzen und dadurch die Weide unbrauchbar gemacht wurde, so war man sehr für die Theilung des Busches gestimmt.

Publikationen von der Orgel
1826 Bis Sept. d. J. wurden die Publikationen durch die Hr. Geistlichen von der Kanzel, noch früher vor der Predigt, verrichtet; von dieser Zeit aber von mir, Bend Goldschmidt, von der Orgel. Die betreffenden Verfügungen gingen von der königl. Landdrostei zu Osnabrück aus, mit Einverständnis des Generalvikariats zu Osnabrück. Die Publikationsgebühren, welche für Einheimische früher nur 1 Stbr. betrugen, jetzt allgemein zu 3 Stbr, welche gleichmässig zwischen Pastor, Amtsvogt (für das "gesehen") und mir vertheilt wurden, festgesetzt.

1830 wurde nach vorgängigen Bemühungen der Einwohner Lengerichs allhier eine Filial-Apotheke angelegt, und zwar in dem ehemaligen Hammschen jetzt Niehoffschen Hause; auch wurde in diesem Jahre die neue Schule zu Gersten von Anton Bruns aufgerichtet. Die Colonen haben den Kostenanschlag von 700 Th. selbst übernommen. Am 25. April wurde der Schulunterricht zuerst darin ertheilt.

Viele Anstalten wegen der Cholera
1831: In diesem Jahr wurde hier in Lengerich und ja überall sehr viele Anstalten und Kosten angewandt wegen der Cholera, die schon in Berlin und im Groninger Land zum Ausbruch gekommen war. Die Anstalten als Bettstellen, Stechpfannen, Decken usw. wurden später natürlich mit Verlust verkauft.

1836: Am 1,Januar wurde im Königreich Hannover das Kölnische Gewicht eingerührt. Zur Tilgung aller Communal-Schulden wurden im September verkauft in der Langer Mark 120 Scheffelsaat, in der Gerster Mark 489 Scheffelsaat, in der Handruper Mark 104 Scheffelsaat, in der Wettruper Mark 64 Scheffelsaat Grundes. In der Lengericher Mark war in den französischen Zeiten ein bedeutender Grundverkauf vorgenommen, weshalb die Lengericher bei Abschluß der Rechnung Thaler 800 Überschuß hatten.

Mühlenzwang im Lingenschen
Bis zu der französischen Zeit herrschte im Lingenschen der Mühlenzwang:
das heißt, ein jeder im Kirchspiel war angewiesen, in den königlichen Mühlen des Kirchspiels mahlen zu lassen. Ausgenommen von diesem Zwange waren alle Eigenbehörige und Heuerleute des adligen Gutes Lengerich. Zudem waren die Colonen angewiesen und verpflichtet, das Korn der königlichen Müller eine Tagesreise weit der Reihe nach unentgeltlich zu transportieren Zu den hannoverschen Zeiten entstand zwischen den Müllern und der Regierung ein langjähriger Prozeß wegen der Mühlenpacht.

1836: Zu Anfang des Monats Januar wurden zum Neubau einer reformierten Schule nebst Wohnungen Zurichtungen getroffen.

1841: Ende August hatte man hier soviele Raupen, wie die ältesten Leute sich nicht zu erinnern wußten. Der Kohl wurde rein abgefressen und der Kabus litt auch sehr.

1843: am 23. Februar wurde zu Ehren des Obervogts Müller bei Hegena ein Abendessen angerichtet, wozu 21 Theilhaber unterschrieben haben, und am 25. wurde ihm zu Ehren von 20 bis 25 Jünglingen ein Fackelzug gebracht. Er wollte in diesen Tagen die Obervogtei in Osnabrück bekleiden und von hier abgehen.

1845: Am 18. Juni geschah in der Hauscapelle zu Grumsmühlen durch unseren HW. Pastor Ruiter zum 1. Mal Gottesdienst. Zu dieser Zeit wohnten der Baron nebst Frau auf dem Gute.Mitte August bemerkte man hier sowohl als in anderen Gegenden die Kartoffelkrankheit zum ersten Male und brachte viele Besorgnisse.

1846: Ende Februar kostete der Scheffel Kartoffeln schon 1 Gulden. Ende Mai bemerkte man an den Roggenhalmen eine Röthe und infolgedessen schon im Preise gestiegen. Man nannte dieses später Rostthau und hat für die nächsten Jahre keine schlechten Folgen gehabt.

1848: Am 17. Mai hatten wir das Vergnugen, die 1. Königliche Postverbindung mit Lingen, Berge und Quakenbrück, und zwar viermal wöchentlich Fahrpost.
Früher hin vor l800 hatte man nicht mal eine Botenpost. Von der Zeit ab bis zu der Zeit, da Amtsvogt Müller hier war, ging wöchentlich zweimal ein Bote nach Lingen, später jedoch zweimal wöchentlich eine Privatfahrpost, bis daß die Königliche Post eingerichtet wurde.
Am 10.August brannten in Haselünne etwa 130 bis 140 Häuser ab.
Am 8. September nahm die hiesige Sparkasse den Anfang.


Quelle - Auszüge:
Bernd Goldschmidt: Notizen aus glaubhaften mündlichen und schriftlichen Nachrichten - 1717 bis 1851
Kasboek 1717-1851


Hinweis:

Gesamte Abschrift der Notizen durch Pastor Hermann Meier:

"Die geschichtlichen Notizen des Küsters und Lehrers Bened. Goldschmidt sind nach dem Exemplar des Herrn Gerh. Pape Lengerich wörtlich abgeschrieben. Nur Auslassungen sind verbessert worden."

Quelle:
Meier, Hermann: Küster Goldschmidts Annalen von Lengerich über die Zeit von 1761-1851


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück