Jahr des "Regierungswechsels" im Rathaus und Gymnasium Leoninum
Samtgemeinde Lengerich an der Jahreswende Kirche feierte Jubiläum
Lengerich (th)
Gleich zweimal "Regierungswechsel" gab es im vergangenen Jahr in der Samtgemeinde Lengerich: im Rathaus und im Gymnasium Leoninum. So gehörte Josef Liesen als neuer Samtgemeindebürgermeister erstmals zu der Gesprächsrunde der Bürgermeister, die traditionell zum Jahreswechsel Rück- und Ausblick halten.
Die "Ära Werner Klute" endete nach 24 Jahren. Das unermüdliche Wirken des Samtgemeindedirektors zum Wohl der Kommune wurde in den Ratssitzungen im Februar hervorgehoben. Zu den Projekten, für die er sich besonders engagiert hat gehören die Dorferneuerung, der Bau der Umgehungsstraße in Lengerich, Schulausbauten, die Erweiterung und Sanierung der Kläranlage, die Freisportanlage in Lengerich, die Ausweisung von erfolgreich vermarkteten Gewerbeflächen und Wohnbaugebieten und der Neubau des Rathauses.
Mit der Landtagswahl gekoppelt war die Wahl des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters der Samtgemeinde Lengerich. Bei der Stichwahl, die am 15. März erforderlich wurde, entschieden sich 2277 Bürger/innen für Josef Liesen, Stadtamtsrat aus Meppen, während 2251 für Heinz-Josef Wichmann aus Handrup votierten. Zugleich mit der Vereidigung von Josef Liesen im April wurde Hans Brinkmann einstimmig als Ratsvorsitzender gewählt; er ist jetzt erster ehrenamtlicher stellvertretender Samtgemeindebürgermeister, zweiter wurde Josef Duisen. Stellvertretende Ratsvorsitzende ist Hedwig Wilken- Keeve.
Aus den ersten Monaten seiner Amtszeit rief Josef Liesen u. a. folgendes in Erinnerung:
Auftragsvergabe für ein neues Löschfahrzeug (LF 8) für die Feuerwehr Handrup; Einführung der vollen Halbtagsgrundschule in Bawinkel und Lengerich; Beschluß zur Übertragung der Abwasserbeseitigung an den Wasserverband Lingener Land zum 1 Januar 1999; Entwicklung eines neuen Straßenplanes für die Samtgemeinde.
Im Dezember wurde Werner Schräer zum Stellvertreter von Josef Liesen gewählt. Der 28jährige ist jetzt Samtgemeindeamtmann und leitet das Amt 1 (Kämmerer, Personalwesen, Hauptamt, Schulabteilung, Kultur und Fremdenverkehr). Eine neue Informationsbroschüre soll im Frühjahr fertiggestellt sein. Zwei Gästetouren wurden entwickelt, sie nennen sich "Gerstener Gänseglück" und "Mühlen, Moor und mehr". Der Touristikverein Freren-Lengerich-Spelle, der im Januar 1998 gegründet wurde, hat seine Geschäftsstelle an der Mühlenstraße in Freren. Den Tourismus verstärkt weiterzuentwickeln, ist auch ein besonderes Anliegen von Josef Liesen.
Die Einrichtung einer Postagentur im Rathaus wurde mit einer Bürgerinformationsstelle verknüpft. Hier können auch einige Dinge erledigt werden, die die Samt-/Gemeindeverwaltung betreffen, z. B. Anträge abgeholt oder abgegeben werden. Eine Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte sind hier tätig. Ihr rund 30 Jahre altes bisheriges Gebäude wolle die Post verkaufen, teilte Bürgermeister Josef Duisen mit.
Um Windenergieanlagen zu konzentrieren und einer "Verspargelung" der Landschaft zuvorzukommen, habe der Samtgemeinderat vier Flächen im Nordosten dafür ausgewiesen, berichtete Josef Liesen. Ortsansässige Investoren sollten sich mit Vorrang an der Betreibergesellschaft beteiligen können. Sieben Anlagen mit je 1,5 MW könnten entstehen.
Die Abstände seien großzügig gewählt: 800 m (statt 500 m). Kritik übten die Bürgermeister daran, daß benachbarte Gemeinden ihre Windparkgebiete teils sehr dicht an die Samtgemeindegrenze gelegt hätten, im Bereich Fürstenau/Ohrtermersch z. B. mit 500-m-Abständen.
Bürgermeisterin Hedwig Wilken-Keeve nannte als positive Nachrichten aus Wettrup die Ausweisung des Baugebietes "Brökers Kamp", zweiter Abschnitt, und die Beteiligung der Bürger beim Pflastern und Bepflanzen der Anlagen am Gemeindehaus. "Das Gewerbegebiet hoffen wir 1999 erschließen zu können. Der weitere Ausbau des Gemeindehauses ist ebenfalls geplant Unsere Finanzen lassen jedoch sehr zu wünschen übrig" Der Rückzug des Landes aus der Kindergartenfinanzierung bringe vor allem für die strukturschwachen Gemeinden sehr große Probleme.
In Bawinkel konnte der Neubautrakt des Marienstiftes eingeweiht werden; den größten Anteil an der Finanzierung der 7,3 Millionen DM trägt der Bund; die Renovierung des Altbaues ist als zweiter Abschnitt im Gange. 30 neue Wohnbauplätze wurden ausgewiesen. "Wir legen Wert auf gute Baumöglichkeiten", erläuterte Bürgermeister Hans Brinkmann. Im fertiggestellten Backhaus habe der Heimatverein bereits Brot gebacken.
Eine große Sorge sei, daß die Straßen überall in der Gemeinde durch die riesigen Wassermengen des vergangenen Jahres stark gelitten hätten. Ein Dauerproblem sei die den Ort durchschneidende B 213, wo besonders der Schwerlastverkehr immer stärker werde.
Bürgermeister Josef Stockel nannte das 75jährige Jubiläum des Herz-Jesu-Klosters und des Gymnasiums Leoninum sowie den Schulleiterwechsel als herausragende Ereignisse in Handrup. Nachfolger des Oberstudiendirektors Pater Dr. Josef Meyer-Schene, der in 27 Jahren das unverwechselbare christliche Profil des Gymnasiums mitgestaltet hat, wurde Pater Dr. Heiner Wilmer, der hier 1980 selbst Abiturient war. "Das Kloster mit dem inzwischen auf 1000 Schüler angewachsenen Leoninum ist unser Wahrzeichen", betonte Josef Stockel. Die neue Großraumturnhalle werde sehr gut angenommen. Es seien noch etwa zehn Wohnbauplätze vorhanden. Im Gewerbegebiet werde der letzte Platz verkauft, sodaß überlegt werde, eventuell ein neues Gebiet auszuweisen. Des weiteren erwähnte er, daß eine Jugendfeuerwehr gegründet worden sei.
In Gersten wurde das Baugebiet "Hardenkamp", erster Abschnitt, erschlossen, wie Bürgermeister Alois Bregen-Meiners berichtete. Es solle um drei Hektar erweitert werden. Durch die Mitarbeit der Anlieger am Straßenbau seien rund 50000 DM eingespart worden. Am wiedererrichteten Backhaus des Heimatvereins sei ein Bauerngarten entstanden. Das Vereinsleben habe sich enorm entwickelt, es gebe z. B. eine Gesangsgruppe. Als schwierig bezeichnete er es, Unternehmen und Geschäfte nach Gersten zu bekommen.
Anton Jacobs, Bürgermeister von Langen, sprach auch das Problem der dringenden Straßenreparaturen an. "Eigentlich brauchten wir dafür mal eben zwei Millionen DM." Erfreulich sei indessen, daß es gelungen sei, den Radweg parallel zum Sallersee (von der L 66 bis Langen-Rentrup) zu bauen. Die Kosten von 960000 DM wurden durch 429500 DM EU-Mittel sowie vom Landkreis und den Gemeinden Langen und Lengerich mitfinanziert.
Für ein neues Baugebiet habe die Gemeinde 4,5 Hektar erworben. Die Flächen im Gewerbegebiet seien restlos ausverkauft. Eine Erweiterung sei vorgesehen, aber der Grunderwerb bereite noch Probleme. Beim Ausbau der Schulstraße hätten Bürger und Gemeinderat selbst intensiv Hand angelegt. Der Bereich Naturschutz habe sich sehr gut entwickelt. Zusätzliche Flächen sollten erworben werden, um sie aus der intensiven Bewirtschaftung herauszunehmen.
Josef Duisen, Bürgermeister von Lengerich, wies darauf hin, daß für den "Lütemannskamp" eine Erschließungsstraße gebaut worden sei; eine Fußwegverbindung solle folgen. Die Wasserqualität des Sallersees sei nach dem Blaualgenbefall im Sommer wieder ausgezeignet. Das Wasser wurde u.a. aufgemischt und gekalkt. Im Alten- und Pflegeheim Maria-Anna-Hospital wurde der erste Bauabschnitt eingeweiht. Rund 10 Millionen werden insgesamt investiert, die Hälfte vom Bund. Die Gemeinde St. Benedikt feierte das 125jährige Jubiläum ihrer Pfarrkirche. Zum Festprogramm gehörte ein "Treffen der geistlichen Berufe" mit Priestern, Ordensmitgliedern und Gemeindereferentinnen, die aus Lengerich stammen. Großes Interesse fand auch die Ausstellung sakraler Gegenstände aus dem Besitz der Gemeinde. Pfarrer Franz Groteschulte verfaßte einen kleinen Führer durch die Kirche. Der Kirchenchor St. Cäcilia erfuhr die seltene Auszeichnung mit der Zelter-Plakette.
Zum kulturellen Leben in der Samtgemeinde hätten neben etlichen Aktivitäten örtlicher Veranstalter auch zwei Konzerte mit finnischen Musikern beigetragen, stellte Josef Duisen fest. Im Rathaus wurde von der Frauenbeauftragten und dem Kreis politisch interessierter Frauen (piF) der erste Frauentag veranstaltet.
Quelle:
Lingener Tagespost vom 6. Januar 1999
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