Heimatverein Kirchspiel Bawinkel e.V. und
Heimatverein Lengerich e.V.

Unser "Museum in Lingen"

über den neuen Museumsverein und das Museumskonzept
von Rektor a. D. Helmut H. Boyer, Spelle


Viele von Ihnen werden es in der LT vom 31.05.1991 gelesen haben, daß ein Verein "Emslandmuseum Lingen" am 29. Mai gegründet worden ist. Es steht täglich so vieles in der Zeitung, es wird so vieles getan und gegründet, daß man nicht alles so genau verfolgen kann. Manche werden fragen: Was ist das schon? Was bedeutet das für uns? Daß dieser Verein und natürlich das Museum für uns alle in vielerlei Hinsicht eine besondere Bedeutung hat, soll hier beschrieben werden.

Das bisherige "Heimatmuseum Lingen" hat seine Arbeit in den 30er Jahren begonnen. Es war auch immer das Museum der Landgemeinden; denn auch aus ihnen waren Ausstellungsstücke dort zu sehen. Als nun der Landkreis Emsland gegründet worden war, ging das Lingener Museum als ein Kreismuseum auf diesen über. Damit schienen wir im Lingener Land auch allen Einfluß auf dieses Museum zu verlieren. Seit Jahren haben sich aber die Stadt Lingen und die im "Heimatverein Lingener Land" zusammengeschlossenen Ortsheimatsvereine um den Erhalt, den Ausbau und um ein Konzept, das die besonderen Belange unseres Altkreises in Geschichte und Gegenwart berücksichtigt, bemüht. So wurde von der Stadt Lingen ein eigener Museumsfachmann angestellt und ein Gebäude für die notwendige Erweiterung angekauft.

Diese Bemühungen sind nun - nicht zuletzt durch die unermüdliche Arbeit von Oberstadtdirektor Vehring - endlich von Erfolg gekrönt: Wie gesagt, wurde eine Einigung erzielt und ein Verein gegründet. Darin sind der Landkreis Emsland, die Stadt Lingen und die einzelnen Heimatvereine, also auch der Ortsverein Ihrer Gemeinde, vertreten. Kreis und Stadt teilen sich den Vorsitz wie auch die Kosten (!) und sind mit 4 Personen im Vorstand vertreten. Die Ortsheimatvereine sind sozusagen ideele Mitglieder und schicken 3 Vertreter in den Vorstand.

Wir Heimatfreunde, ja, eigentlich alle Bürger im Lingener Land, können mit dieser Lösung sehr zufrieden sein. Aus zwei Gründen:
1. Ist diese Regelung für die Heimatfreunde ohne Kosten, und
2. bleibt uns ein gewisser Einfluß auf die zukünftige Gestaltung.

Daraus erwächst uns aber auch gleichzeitig eine Verpflichtung:
Wenn wir zu den laufenden Kosten nichts beizutragen haben, so ist unsere sonstige Mitarbeit aber nicht zu unterschätzen, ja, gefordert. Die Heimatfreunde vor Ort sind die Mittelsleute zu den Bürgern, die irgendwelche Gegenstände haben, die eine Bereicherung für das Museum, für "unser" Museum darstellen. So sollen sich alle Mitglieder und Mitbürger in der Zukunft um eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Museumsleiter, Dr. Eiynck, und um Unterstützung bemühen.
Um aber an dieser Stelle keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, müssen hier schnell die Gedanken wiederholt werden, die dieser engagierte junge Mann bei unserer Mitgliederversammlung des "Heimatvereines Lingener Land" im schönen Heimathaus in Darme am 4. März 1991 vortrug. Er berichtete über den geplanten Ausbau des Lingener Museums, über den Kauf des Gebäudes der ehemaligen Landeszentralbank (neben der Buchhandlung van Acken) und über das vorgesehene Museumskonzept. Das Museum Lingen wird einmal ca. 1000 qm Fläche haben. (Im Vergleich dazu: Stade = 1500 qm, Oldenburg = 1500 qm, Falkenhof in Rheine = 700 qm)

Es sei - so sagte Dr. Eiynck - keineswegs seine Absicht, nun alle Sammlungen, die man in den verschiedensten Heimathäusern aufbewahre und pflege, nun in das Museum in Lingen zu ziehen. Ebensowenig sei es seine Absicht, alles, was sich noch in Privathand befindet, zu übernehmen. Vom Platz her sei das schon nicht möglich, dieses alles in Lingen zu zentrieren. Die Heimat vereine sollten weiterhin ihre Sammlungen erhalten und ausbauen. Privatleute sollten ihre Stücke behalten. Alte Gegenstände sollten seiner Meinung nach zuerst dort bleiben, wohin sie gehören (wenn ihr Erhalt, ihre Aufbewahrung und Pflege gesichert seien!): Zunächst in den Familien, danach in den Heimathäusern, erst dann in öffentlichen Museen. Eine Enteignung komme nicht infrage.

In seinem Vortrag stellte Dr. Eiynck sich aber vor, daß alle Sammlungen der Vereine und Privatleute - wenn möglich - karteimäßig (datengeschützt! ) erfaßt würden. So könnte er, wenn einmal Sonderausstellungen zu besonderen Themen hergerichtet werden sollen, auf Stücke und Gegenstände zurückgreifen und sie ausleihen.

Fazit: Es brauchen also weder Heimatvereine noch Privatleute Angst zu haben, ihre Sammlungen zu verlieren und abgeben zu müssen. Sie sollten also in vertrauensvoller Weise mit Dr. Eiynck zusammenarbeiten. Damit helfen sie der Allgemeinheit und der Sache unserer engeren Heimat, dem Lingener Land, "unserem" Museum.

Sieben Abteilungen wird die Dauerausstellung der zukünftigen "Emslandmuseums Lingen" enthalten:

1. Vorgeschichte und Naturkunde:
(Gliederung: Erdgeschichte, Naturkunde, Ur- und Frühgeschichte, Zugriff des Menschen auf die Natur in vorindustrieller Zeit)

2. Mittelalter (ca. 800 - 1500):
(Missionierung und Kirchengeschichte des MA; Landesgeschichte:
Lingen, der Venkigau, die Grafen von Tecklenburg, die münsterschen Absplissen; Gründung und Entwicklung der Stadt Lingen im MA; der Bauer im MA)

3. Frühe Neuzeit:
(Bildung der Grafschaft Lingen und Entwicklung unter den Tecklenburgern, Spaniern und Oraniern ; die Festung Lingen; Lingen als zentraler Ort; konfessionelle Konflikte; Notkirchenbau)

4. Kulturelle Entwicklung in der Neuzeit:
(Universität Lingen; Schulwesen auf dem Lande; regionaler Kulturstil in der Volkskultur)

5. Volkskunde des Lingener Landes:
(Leben und Arbeiten in der vorindustriellen Zeit; Handel, Handwerk und Kunstgewerbe; Hollandgängerei)

6. 19. Jahrhundert:
(politische Geschichte von Stadt und Kreis Lingen; Landesgeschichte, Verwaltungsgeschichte; wirtschaftlicher Wandel im 19. Jh. ; Verkehrswege, Ausbesserungswerk Lingen, Mechanisierung der Landwirtschaft; Vereinswesen ; Kirchen im 19. Jh. )

7. 20. Jahrhundert:
(Politische Geschichte: Weimarer Zeit, NS-Zeit und 2. Weltkrieg, Schicksal jüdischer Mitbürger, Nachkriegszeit, Vertriebene; Einfluß der modernen Technik)

Daneben wird es immer wieder Sonderausstellungen geben, nicht zuletzt mit Hilfe auch privater Sammler und der Heimatvereine.

Sie sehen, eine großartige Ausstattung kann zu diesen Themen dort in "unserem" Museum in Lingen zusammenkommen. Bitte, helfen Sie mit! Wollen Sie mehr über die Satzung des Museumsvereins und über das Konzept wissen, wenden Sie sich an Ihren örtlichen Heimatverein oder direkt an den Museumsleiter, Dr. Eiynck, Emslandmuseum Lingen, Burgstraße, Tel. 0591/47601 oder privat: 49933!

Mit freundlichen Grüßen
gez. Boyer


Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 160, Lengerich Juli 1991

Quelle: www.heimatarchiv.de zurück