Das Rebhuhn, Vogel des Jahres 1991 (1991)
Vogel des Jahres 1986 in Lengerich
Der Vogel des Jahres 1986, die Saatkrähe, brütet mit wahrscheinlich 8 Paaren am Ortsrand von Lengerich. Die Ansiedlung erfolgte vor etwa drei Jahren und konnte sieh seither erfreulicherweise halten.
Die Saatkrähe, vom Deutschen Bund für Vogelschutz auch deswegen zum Vogel des Jahres gewählt, weil sie für alle Vögel steht, die unter dem Verlust an Lebensraum (Grünland!) leiden, beginnt ihr Brutgeschäft im März.
Schon während des Nestbaus muß ein Partner das Nest bewachen, da sonst die lieben Nachbarn diesen Horst zum eigenen Nutzen abbauen.
Die Paare bleiben lebenslang zusammen, doch Männchen scheinen, leichter als Weibchen, neue Partner zu finden, wenn der vorherige umgekommen ist.
Auf einer Tagung über diesen Vogel in Süddeutschland konnte man erfahren, daß sogar in der Literatur zuvor nicht beschriebene "Vergewaltigungen" nestbewachender Weibchen beobachtet worden waren!
Die Jungen (3 - 5) schlüpfen nach 16 - 20 Tagen und sind als echte Singvögel zunächst blind und nackt. Die Saatkrähen sind ja, wie alle Rabenvögel, die am höchsten entwickelte und intelligenteste Gruppe in der Singvogelverwandtschaft.
Das Männchen muß nach dem Schlüpfen der Jungen 2 - 3 Wochen lang alleine seine Familie versorgen, bis die Jungen vom Weibchen nicht mehr gehudert werden müssen. Dabei füttert es in der ersten Zeit vor allem das
Weibchen, das die Nahrung dann seinerseits in kleinen Portionen an die Jungen weitergibt. Nach dem Ausfliegen sind die Jungen noch für Wochen auf die Eltern angewiesen bis sie ganz selbständig ihre Nahrung suchen können.
Auch in der zentralen Erfassungsstelle für Saatkrähenkolonien im Niedersächsischen Landesverwaltungsamt in Hannover freut man sich über die Nachricht aus Lengerich - denn anders als der Einzelne vor Ort kann man dort den landesweiten (aber auch bundesweiten und sogar europaweiten!) Rückgang dieser Vogelart deutlich erkennen.
Auch die Ansiedlung in Lengerich ist ja nicht wirklich "neu": vor Jahren verschwand die größere Gerstener Kolonie; vielleicht haben nun diese bedrohten und geschützten Vögel in Lengerich eine echte Heimat gefunden.
Dr. Michaela Veh
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 97, Lengerich April 1986
Diavortrag
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 108, Lengerich März 1987
- VHS Lingen - Heimatverein Lengerich - VHS Lingen - Heimatverein Lengerich -
Einladung zu einer gemeinsamen Veranstaltung der Volkshochschule Lingen
und des Heimatverein Lengerich e.V.
Singvögel in unserer Gemeinde
2. (selbständiger) Teil: Frühexkursion zum Verhören und Beobachten der Singvögel in und um Lengerich.
Erleben Sie einmal die Stimmung des frühen Morgens am Feiertag - ohne Verkehrslärm - auch bei Regen von besonderem Reiz ! Und hören Sie dabei bewußt (unter Anleitung) den Stimmen der Vögel zu, die eben am frühen Morgen am intensivsten erklingen; mit Sicherheit wird dieses Erlebnis Sie für das frühe Aufstehen belohnen! Kommen Sie also am Do. 12 Mai, Christi Himmelfahrt um 6.00 Uhr zum Torhaus im Bürgerpark
(Leitung: Dr. Michaela Veh)
Es wird empfohlen, Ferngläser mitzubringen und der Witterung angepaßte Kleidung und Schuhwerk zu tragen.
VHS-Gebühr: DM 3,00 (2,50)
(Nur bei andauerndem starken Regen wird die Veranstaltung auf So., den 15. Mai verschoben !)
übrigens: Jetzt sehen Sie auf Wiesen und Feldern oder am Straßenrand die Saatkrähen oft mit "ausgebeulter" Kehle: sie tragen Futter im Kropf für die brütenden Weibchen oder bald schlüpfend en Jungen ! Horchen Sie auch einmal unter den Kolonien auf deren Bettelgeschrei (laut die Weibchen, noch ganz leise, später, die Jungen) und das deutlich hörbare gierige Herunterwürgen der gespendeten Futterbrocken. Und noch eins: Achten Sie einmal darauf, wie häufig die Vögel nicht in bestellten Äckern sitzen, sondern auf Wiesen und Weiden oder an den Grünstreifen der Straßen - denn dort, vor allem, finden sie die eiweißreiche Nahrung (Kerbtiere !), die zur Aufzucht der Jungen notwendig ist.
Saatkrähen werden nur in sehr ungünstig gelagerten Fällen zu wirklich ernstzunehmenden Schädlingen !
Dr. M. Veh
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 122, Lengerich März 1988
Der Pirol Vogel des Monats
Eigentlich sollte diesen schönen Vogel unserer Heimat jeder kennen. Das satte Gelb seines Gefieders, das tiefe Schwarz seiner Schwingen macht ihn zu einem auffälligen Vertreter der Vogelwelt. Und dennoch ist er selten zu sehen. Er kehrt erst bis Mitte Mai aus seinem Winterquartier in Mittel- und Südafrika zurück. wohin er sich bereits Mitte August wieder begibt. In diesen knapp vier Monaten besorgt er seine Brut und legt sich Kräfte für den Rückflug an. Sein Aufenthaltsort sind die Kronen der Laubbäume. die aber um diese Zeit schon begrünt sind. Daher fällt er weniger auf. Sein Laut allerdings ist unüberhörbar. Ein kräftiges. fast kilometerweit zu hörendes "did-lioh" prägt seinen Ruf. Seinem Klangcharakter nach würde man diese Vogelart eher in dunklen. tropischen Wäldern Afrikas vermuten. wo übrigens alle ihre verwandten Arten leben. "Pfingstvogel" nennt die Bevölkerung den Pirol. weil zu Pfingsten der Vogel seine Brutzeit beginnt. "Pfingsten Bier hol´n" oder "Hes du gesopen. so betahl uk", deutete man in verschiedenen Gegenden Norddeutschlands den Ruf. (wohl weil früher allgemein feuchtfröhliche Feiern zu Pfingsten in der ländlichen Bevölkerung beliebt waren) . Dieses bezeugt aber auch. daß diese Vogelart früher ein häufiger Vogel gewesen ist, der im Denken und Brauchtum der Bevölkerung durchaus seinen Platz hatte.
Seine Nahrung besteht in der Hauptsache aus Insekten. obwohl man früher meinte. er lebe vor allem von Beeren und Obst. Natürlich verschmäht er die reife Kirsche nicht. So sah ich auch die ersten Pirole meines Lebens in den Kirschbäumen des elterlichen Gartens. Da dieser Vogel aber nicht in Schwärmen auftritt. kann er der eigentlichen Ernte kaum gefährlich werden. So gönnte mein Vater gerne diesem herrlichen Tier seinen Anteil.
Für seinen Lebensraum benötigt der Pirol lichte Wälder mit Altholzbestand. bevorzugt Auewälder, aber auch Obstgärten und große Parkanlagen nimmt er gerne. wenn nur hohe Laubbäume vorhanden sind.
Sein Nest ist ein kunstvolles Gebilde. Es hängt in einer Astgabel tief versteckt in der Krone eines hohen Laubbaumes.
Und dieses Gebundensein an diesen Lebensraum scheint dem Vogel zum Verhängnis zu werden. In Handrup an mehreren Stellen. wo er jedes Jahr zu hören war. konnte ich seinen markanten Ruf im letzten Jahr nicht mehr vernehmen - auch nicht durch Ansprechen mit dem Tonband. Auch im Dorf Lengerich scheint er in den letzten Jahren nicht mehr vorgekommen zu sein. Gerade der Altholzbestand nimmt immer mehr ab. So mindert jedes Abholzen von Wäldern den Lebensraum dieser Vogelart; und eine Neuaufforstung kann diesem erst in vielen Jahrzehnten gerecht werden. Es wäre schade. wenn dieses herrliche Tier - einen Edelstein nennt es Hermann Löns - aus dem Sommer unserer Heimat verschwinden würde. Gönnen wir ihm also die wenigen kleinen Altholzbestände.
Natürlich ist mir nicht jede Stelle bekannt. an der sich der Vogel aufhält. Und es wäre interessant. im diesem Jahre genau zu untersuchen. wo dieser Vogel vorkommt. leider ist das für eine einzige Person kaum durchführbar.
P. Theobald Ruholl
Herz-Jesu-Kloster
4453 Handrup
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 145, Lengerich April 1990
Vogelbeobachtung
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 157, Lengerich April 1991
Das Rebhuhn, Vogel des Jahres 1991
Wie kommt das Rebhuhn zu dieser Ehre, möchte mancher fragen. Ob es tatsächlich zu den bedrohten Tierarten unserer Heimat gehört, soll dahingestellt sein. Daß es aber ein Warnsignal für unsere Landschaft darstellt, ist unzweifelhaft wahr
Das Rebhuhn bewohnt in einigen Unterarten die Kulturlandschaften fast ganz Europas, von Skandinavien, Rußland bis nach Norditalien und Nordspanien, Es hat sicherlich profitiert von dem im Laufe der Jahrhunderte sich langsam ausbreitenden Ackerbau und ist somit als ein früher Kulturfolger anzusehen. Die Urheimat liegt wohl in der Steppe Innerasiens. Es ist also nicht Ackerbau als solcher, der die Tiere gefährdet. Er ist sogar die Voraussetzung für ihre Lebensgrundlage hier in der Heimat. So besteht der Name "Feldhuhn" völlig zurecht. Der Name "Rebhuhn" ist lautmalerisch entstanden aus seinem lauten Revierruf "rep, rep, rep !"
Eine Sonderheit in seinem Verhalten unterscheidet das Rebhuhn von vielen anderen Hühnervögeln. Zur Zeit der Jungenaufzucht bilden das väterliche und mütterliche Tier eine Gemeinschaft. Das Brutgeschäft selbst obliegt einzig und allein der Henne, währenddessen allerdings der Hahn in der Nähe des Nestes Wache hält und bei Störung sofort einen Warnruf ausstößt. Wenn dann aber die bis zu 25 Kücken eines Geleges schlüpfen, nimmt sie der Hahn sofort unter sein Gefieder, Gemeinsam führen dann beide Partner ihre große Kinderschar in ihre Nahrungsreviere. Bei Gefahr stößt ein Altvogel einen Warnruf aus. Sofort verdrücken sich die Kleinen, und den Hahn kann man über das Feld humpeln sehen, als sei er flügellahm. Hiermit lenkt er den Feind von den Jungen ab. Die Jungen brauchen in den ersten Wochen ihres Lebens eine besonders eiweiß- und energiereiche Nahrung, daher verzehren sie in dieser Zeit hauptsächlich Insekten. Ob da das Misere liegt, daß die Zahl Rebhühner in gewissen Gegenden so beängstigend abgenommen hat? Das ist sicherlich schwer zu entscheiden, aber wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Die "Naturkundliche Chronik Nordwestdeutschlands" berichtet, daß im Juli 1951 viele Rebhühner verendet seien, weil sie vergiftete Kartoffelkäfer gefressen hatten.
Aber noch eine zweite Ursache könnte beim Schwinden der Hühner eine Rolle gespielt haben. Das Feldhuhn ist ein schmackhaftes Tier, das weiß jeder. Aber nicht nur Menschen wissen es zu schätzen, viele Tiere (Greifvögel , Bodenraubtiere) kennen es als willkommene Beute. Aber die Hühnervögel haben Schutzmechanismen entwickelt, um den Freßfeinden zu entgehen: sie ducken sich, daß sie kaum noch sichtbar sind, ihr erdfarbenes Gefieder als Tarnung unterstützt sie dabei; vor allem aber, sie verstehen es, sehr schnell ein schützendes Gebüsch zu erreichen, vorausgesetzt, daß der Mensch diese Schutzinseln in der Landschaft nicht völlig vernichtet. Wo es noch Wallhecken mit Dornengestrüpp und sonstigen dichten Sträuchern gibt, können Greifer und Hühner durchaus zusammen leben, ohne daß die Beutetiere existenzbedrohend dezimiert werden. In England haben vor ein paar Jahren Untersuchungen gezeigt, daß die Vermehrungsrate der Rebhühner sehr schnell wieder anstieg, nachdem man Versteckmöglichkeiten durch das Anpflanzen dichter Sträucher in der offenen Landschaft geschaffen hatte. Hoffen wir, in diesem Frühjahr wieder oft den herrischen Ruf des Hahns zu hören, womit er seinen Kokurrenten klar macht, daß dort sein Brutrevier ist und jeder Rivale vertrieben wird.
Theobald Ruholl SCJ
Herz-Jesu-Kloster
Handrup
Quelle:
Informationsblatt der Samtgemeinde Lengerich - Nr. 157, Lengerich April 1991